Jahresbericht 2013

14. Februar: Spezialarrangement mit dem Schauspielhaus für "Kinder der Sonne"
Im Haus des Biochemikers Protassow arbeiten Künstler, Wissenschaftler und Intellektuelle an der Vision einer besseren Zukunft, während vor den Türen die Cholera grassiert. Von ihren Affekten, Sehnsüchten und unfreiwillig komischen Neurosen besessen, existieren diese „Kinder der Sonne“ wie auf einem fernen Stern. Maxim Gorki (1868-1936) schrieb das Stück 1905 während der ersten Russischen Revolution in Gefangenschaft.

10. März: Studium - Liebe - Revolution. Studentinnen aus dem Zarenreich an der Universität Zürich
Seit Mitte der 1860er Jahre kamen zahlreiche junge Frauen und Männer aus dem zaristischen Russland zum Studium nach Zürich. Die Universität Zürich war weltweit eine der ersten, die ein reguläres Frauenstudium zuliess. Als lebendige Illustration lasen Karin Huser, Dr. phil., Historikerin, Autorin, und  Hans Peter Treichler, Dr. phil., Historiker, Autor, aus Karin Husers Buch "Eine revolutionäre Ehe in Briefen" (Chronos Verlag 2003). Der Anlass wurde musikalisch umrahmt vom Balalaika-Spieler Alexander Ionov.

6. April: Schostakowitsch und die Lady; Lady Macbeth von Mzensk und die Prawda Kampagne (mit Arzt und Musikkenner Rudolf P. Baumann)
Rudolf P. Baumanns Vortrag mit vielen Musikbeispielen führte in die Oper "Lady Macbeth von Mzensk" von Dmitri Schostakowitsch (1906 - 1975) ein, deren Première im Züricher Opernhaus am 7. April 2013 stattfand. Dr. med. Baumann widmet sich seit 2001 musikwissenschaftlichen Studien an der Universität Zürich und veranstaltet Musikpräsentationen zu wichtigen Produktionen des Zürcher Musiklebens.

28. April: Zauber der russischen Romanzen
Die Musikform der Romanzen entstand im Mittelalter in Spanien. Sie verbreitete sich als eine neue musikalisch-poetische Gattung in Deutschland und Frankreich und nach den napoleonischen Kriegen auch in Russland.
Diana Petrova (Sopran), Elena Tomilova (Klavier), Sergey Klichis (Bariton / Gitarre) und Georgij Modestov (Klavier) präsentierten eben diese russische Romanzen im KulturAtelier.

10. Mai: Dmitri Schostakowitsch und seine 4. Sinfonie (mit Peter Baumann)
Dmitri Schostakowitsch
zog als Folge der ruinösen Kritik über seine Oper Lady Macbeth von Mzensk im Januar 1936 in der Prawda, seine avantgardistische 4. Sinfonie nach den Proben mit der Leningrader Philharmonie zurück. 1936 war die Zeit des Beginns der grossen Säuberung, der unzählige Menschen zum Opfer fielen. Die Partitur der 4. Sinfonie (c-Moll, op.43) ging während des Krieges verloren. Sie konnte jedoch anhand der einzelnen Stimmen rekonstruiert werden. Die Uraufführung fand in Moskau durch die Moskauer Philharmonie unter Kyrill Kondrashin am 30. Dezember 1961 statt. Peter Baumann erläuterte es anhand zahlreicher Musikbeispiele.

26. Mai: Kunst und Kinder - Ausstellung von Kinder- und Jugendbüchern aus der Sowjetzeit Malerei und Musik für und mit Kindern
In der Sowjetunion hatte die künstlerische Förderung von Kindern und Jugendlichen - neben dem Sport - einen hohen Stellenwert. Um mehr über die musische Erziehung zu erfahren, gestalteten Elena Morozova, Lehrerin für bildende und angewandte Kunst, die seit 2006 ein Kunstatelier für Kinder und Erwachsene in Zürich führt, und Alexander Neustroev, Solo-Cellist im Tonhalle-Orchester, eine Unterrichtsstunde mit Kindern von 4 - 14 Jahren und zwar ebenfalls zweisprachig.

30. Juni: Ich schenk Dir mein Herz beim Tango. Tango littéraire à la russe
Tango - ein Lebensgefühl - geprägt von leidenschaftlicher, stark rhythmischer Musik und Tanz - gedieh vor allem während der Goldenen Zwanzigerjahre und zu Beginn der Dreissigerjahre des letzten Jahrhunderts. Von Argentinien und Uruguay aus, eroberte er Europa. Es ertönten russische, deutsche, italienische und südamerikanische Tangos, musikalisch interpretiert von Igor Morosow und Boris Chnaider. Instrumental erklangen die berühmten Tangos von Astor Piazolla. Dazwischen wurden von Angelika-Ditha Morosowa Gedichte vorgetragen, die sich dem Thema widmen.

30. August: La vie en rouge
Ensemble TaG: Mateusz Szczepkowski
, Violine; Emanuel Rütsche, Cello; Anna-Katharina Graf, Flöte; Heinrich Mätzener, Klarinette; Simone Keller, Klavier; Martin Flüge, Schlagzeug; Sylvia Vadimova, Mezzosopran; Laurent Cuniot, Leitung.
Im Zentrum dieses einmaligen Konzertes stand der Liederzyklus "La vie en rouge" (1973) des russischen Komponisten Edisson Wassiljewitsch Denissow. Sechs Schweizer Komponisten taten sich im Centre musical de la Fondation Hindemith Chalet Lacroix (heute Hindemith-Musikzentrum der Hindemith-Stiftung) zusammen, wie unter anderen Christian Henking und Marianne Schroeder. Im 2003 kam Thüring Bräm als Gastkomponist dazu, der gleichzeitig Organisator der Gruppe ist.

29. September: Moskau - Architektur und Städtebau als Spiegel der Macht
Werner Huber
, der an der ETH Zürich Architektur studierte, in Moskau lebte und seit 2001 Redaktor bei "Hochparterre" ist, hielt das Referat über die Stadtentwicklung von Moskau. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hofften manche auf ein neues Russland - auch in der Architektur. Moskau ist heute lebendiger und bunter als je zuvor, doch nur allzu oft wird Altes durch Neues von zweifelhafter Qualität ersetzt.

26. Oktober: Romantische Klavierabend mit Diana Sahakian (Gastveranstaltung)
Diana Sahakian
, 1987 in Eriwan, Armenien geboren, spielte Werke von Robert Schumann, Frédéric Chopin und Franz Liszt. Sahakian studierte am Staatlichen Konservatorium Komitas in Eriwan und erwarb 2009 ihr Diplom als Konzertpianistin. Seit 2009 studiert sie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main, seit 2010 bei Frau Prof. Catherine Vickers. Martin Hoch organisierte die Gastveranstaltung im KulturAtelier.

10. November: Zeitenwende - Iwan Bunins literarische Bilder vom russischen Dorf um 1910
Iwan Bunin (1870-1953), der zuerst als Lyriker erfolgreich war, wurde 1910 mit seiner Erzählung "Das Dorf" schlagartig auch für seine Prosa berühmt. Zu Iwan Bunins 60. Todestag (8.11.1953), vermittelten die Übersetzerin Dorothea Trottenberg und der Herausgeber Thomas Grob in einer Lesung und Besprechung Ausschnitte aus den zuletzt erschienen Bänden der Bunin-Werkausgabe des Dörlemann-Verlages, Zürich. Alexander Ionov umrahmte den Anlass musikalisch und las ausgesuchte Texte auf Russisch.

30. November: Appassionata - Alena Cherny und ihr Film
Aufführung von Christian Labharts Filmportrait von Alena Cherny mit anschliessendem Konzert der Pianistin. In 'Appassionata' wird gezeigt, wie Alena Cherny sich den Lebenstraum erfüllt, der Musikschule ihres Heimatortes einen Flügel zu schenken. Der Filmemacher Christian Labhart begleitet die Reise der Pianistin und des Flügels mit der Kamera. Darauf folgte eine Diskussion mit Alena Cherny, Christian Labhart und dem Produzenten Paul Riniker.

15. Dezember: Die aktuelle Situation in Russland und ein Blick in den Kaukasus und nach Zentralasien
Peter Gysling, Moskau-Korrespondent SRF, sprach über die aktuelle politische und wirtschaftliche Situation in Russland und präsentierte Ausschnitte aus der siebenteiligen Dokumentarfilmserie, die er und ein Team des Schweizer Fernsehens 2012 auf einer der nördlichen Routen der legendären Seidenstrasse (von Venedig über den Kaukasus, durch Zentralasien bis ins chinesische Xi'an) gedreht haben. Er schilderte, was sich seit dem Zusammenbruch der UdSSR in den ehemaligen Sowjetrepubliken verändert hat und was die Menschen dort heute besonders bewegt.

Arina Kowner, März 2014

                                                                                                                                                               

Jahresbericht 2012

Bis Mitte Februar 2012 waren im Kunstmuseum Bern Teile von Arina Kowners Sammlung von russischer und internationaler Kunst unter dem Titel "Passion Bild" ausgestellt. Das Kino des Kunstmuseums zeigte russische Filme, so auch "The Desert of Forbidden Art", Arina Kowner gestaltete zahlreiche Führungen.

29. Januar: Moskauer Ensemble SCHERZO -  Perlen russischer Musik
Die Veranstaltung fand anlässlich der Ausstellung "Passion Bild" im Kunstmuseum Bern statt. Im sehr speziellen Programm erklangen Perlen und Miniaturen der russischen Musik vom 18. Jahrhundert bis heute und zwar entsprechend den Bildern in der Ausstellung. Es war eine musikalische Reise durch die russische Kulturgeschichte. Begonnen wurde mit geistlicher Musik (D. Bortnyansky, V. Zinowijew und S. Rachmaninow) als spirituelle Brücke zu den in der Ausstellung gezeigten Ikonen. Dies, da die Ikonenmalerei für die russische Gegenwartskunst – neben dem Werk von Kasimir Malewitsch – die wichtigste Inspirationsquelle ist. Anschliessend spielten Sergey Mushtakoff (Balalaika) und Alexey Lavrentyev (Bajan) Musik aus der Zarenzeit mit Werken von A. Borodin, M. Mussorgsky, P. Tschaikowsky und A. Ljadov. I. Stravinskys ‚Russkaja’ aus dem Ballett „Petruschka“ führte zur Musik der Sowjetzeit mit Werken von A. Chatschaturjan, D. Schostakowitsch, G. Sviridov und A. Schnittke.

1. März: Religiöse Motive in der inoffiziellen Kunst der Sowjetunion
Die Veranstaltung fand anlässlich der Ausstellung "Ein Stück Himmel auf Erden. Ostkirchen in Zürich" im Stadthaus Zürich statt.
Prof. Bryner, Titularprofessor für Osteuropäische Kirchengeschichte, sprach über die Situation der Orthodoxen Kirche in der Sowjetunion. Während der kommunistischen Herrschaft war Religion ein Tabuthema. Dies galt in Bezug auf alle Glaubensbekenntnisse. Kunstschaffende, die religiöse Motive in ihre Kunst aufnahmen, waren von den Künstlervereinigungen ausgeschlossen und damit ihrer Lebensgrundlage enthoben.
Anna Brouver zeigte dies in Wort und Bild anhand von Leben und Werk von Marlen Spindler, der unter der Sowjetideologie stark gelitten hatte und zeitweise im Gefängnis war, und Arina Kowner am Beispiel von Leben und Werk von Eduard (Edik) Steinberg. Steinbergs Inspirationsquellen waren das Werk von Kasimir Malewitsch und die Ikonenmalerei. Steinberg schrieb: "So entstand eine Formulierung meiner inneren Überzeugung. Es ging mir darum, die mystischen Ideen des russischen Symbolismus der 1910er Jahre und die künstlerischen Konzepte des Suprematismus – genauer die Ideen Kasimir Malewitschs – nicht auseinanderzureissen, sondern zu synthetisieren." Die geometrische Formen, die Steinberg verwendete, haben eine religiöse Konnotation: das Dreieck: Dreifaltigkeit, Dreieinigkeit; Kreis/Kugel: Himmel, Unendlichkeit, Ewigkeit; Quadrat: die Erde; Kreuz: Unendlichkeit.

25. März: Das offiziell propagierte Bild Vladimir Putins
Die Kunsthistorikerin und Slavistin Alexandra Engelfried, die an einer Dissertation "Vladimir Putin in Kunst und Massenmedien" arbeitet, referierte über die achtjährige Amtszeit Vladimir Putins von 2000-2008. Um das Bild Putins entstand damals ein breit angelegter und interdisziplinär vernetzter Kult in den Bereichen von Kunst, Populärkultur und nicht zuletzt in den immer stärker staatlich kontrollierten Massenmedien. Das offizielle Image zeigte Putin in den unterschiedlichsten und zum Teil widersprüchlichen Rollen: Zwischen Zar und Star, Demokrat und Autokrat, Sportler und Sexsymbol, Heldenfigur oder Tierliebhaber ließ Putin keine Imageinszenierung aus. In der offiziellen Darstellung sollte das Bild eines omnipotenten Politikers entstehen, der für alle Bevölkerungsschichten Identifikationsmöglichkeiten anzubieten hat. Es folgte eine äusserst angeregte Diskussion.

22. April: Zwischen den Tischen
Das russische Schriftstellerehepaar Olga Martynova und Oleg Jurjew lebt seit 1991 in Deutschland (Frankfurt/Main). Beide schreiben in Russisch und Deutsch. Im Bernstein Verlag, Göttingen, erschien Ende 2011 erstmals ein Essay-Band "Zwischen den Tischen" mit Beiträgen beider Autoren. Die Texte entfalten in der dialogischen Präsentation ihren besonderen Reiz. Die Biographien des Ehepaars ermöglichen eine ‚Innensicht von Aussen’, die dem Leser und Zuhörer einen ebenso informativen wie unterhaltsamen Einblick in die deutsch/russische Kultur- und Literaturgeschichte bietet. An der Lesung präsentierten beide Autoren mit viel Humor Bräuche und Situationen der ehemaligen Sowjetunion, die damals selbstverständlich waren und heute kaum noch präsent sind, so Olga Martynova Der ewige Salat oder Oleg Jurjew Über den Wunsch Fussballkommentator zu sein.

20. Mai: Musik und Poesie - Der Keller der Erinnerungen
Im Mai feierte "Okno – Fenster zur russischen Kultur" das zehnjährige Jubiläum. Das Programm des Anlasses war drei KomponistInnen (Sofia Gubaidulina, Galina Ustvolskaya, Dmitri Schostakowitsch) und der Dichterin Anna Achmatowa gewidmet, die alle unter der Sowjetideologie schwer zu leiden hatten. Drei bei Okno bestens bekannte Künstler – die Schauspielerin Maria Thorgevsky und die Musiker Alexander Neustroev (Cello) und Dmitri Demiashkin (Klavier) – gestalteten die Veranstaltung. Maria Thorgevsky rezitierte Gedichte von Anna Achmatowa auf Russisch und Deutsch.  Als Musik erklang von Dmitri Schostakowitsch „Für Anna Achmatowa“ op. 143 Nr. 6, 1973 und die Cellosonate D-Moll op. 40, 1934, von Sofia Gubaidulina die Präludien für Cello solo und von Galina Ustvolskaya Grosses Duett für Cello und Klavier, 1959. Gubaidulina, Ustvolskaya und auch Schostakowitsch stehen in der Geschichte der sowjetischen und russischen Musik für Neuerung und Experiment – offiziellen Verboten und Verfolgungen zum Trotz. Anna Achmatowas Leben war geprägt durch Verluste, Diffamierung und Verfolgung. Der Titel der Veranstaltung gehört zu einem Gedicht von ihr.

22. Juni: Svetlana Mazoulevskaja und Irina Polin Jugend in der Sowjetunion – Leben in der Schweiz.
Gespräch und Vernissage
Wenn man russische Bekannte auf Ihre Kindheit und Jugendzeit in der Sowjetunion anspricht, geht ein Strahlen über ihre Gesichter. Was machte diese Zeit so besonders? In der Schulzeit wurde – neben sportlicher Tätigkeit – viel Gewicht auf die musische Erziehung gelegt und neben der Schule wurde viel für Kinder organisiert. Die am 22. Juni eröffnete Ausstellung der beiden Künstlerinnen Svetlana Mazoulevskaja aus Saratov und Irina Polin aus Moskau, zeigte, wie prägend ihre Kindheit und Jugendzeit für ihr künstlerisches Werk ist. Beide sind in Russland – allerdings in sehr unterschiedlichen Gegenden und Umständen – aufgewachsen und leben seit Jahren in der Schweiz, wo sie auch ihre künstlerische Berufsausbildungen bekamen. Beide befassen sich in ihrer Kunst intensiv mit ihrer Jugendzeit – setzen ihre Erinnerungen und Erlebnisse jedoch auf sehr unterschiedliche Weise um.

16. September: Nostalgie - Heimweh
Lieder des Heimwehs sibirischer Seeleute. Multimediale Veranstaltung basierend auf dem Roman "El Nino" von Vsevolod Bernstein
Nostalgie als Krankheit wurde als "Schweizer Krankheit" durch den Schweizer Arzt Johannes Hofer im 17. Jahrhundert bekannt, da die Schweizer Söldner besonders darunter litten.
Heimweh ist auch die Berufskrankheit der Seeleute. Dies hat der Ozeanologe und Schriftsteller Vsevolod Bernstein auf seinen Fahrten auf Meeres-Forschungsexpeditionen selbst hautnah miterlebt. In seinem Roman "El Nino" beschreibt er auf eindrückliche Weise Leben, Arbeiten, Fühlen, Fantasien und Träume und eben das Heimweh der Seeleute aus dem fernen Sibirien in den Gewässern vor Chile. Vsevolod Bernstein las auf Russisch aus seinem Roman und Charly Locher auf Deutsch, den von ihm übersetzten Text. Sergey Klichis sang russische und schweizerische Heimatlieder, die vom Akkordeonisten Charly Locher und vom Pianisten Georgij Modestov begleitet wurden. Zudem zeigte Vsevolod Bernstein Videoaufnahmen und Filmausschnitte, die sich mit der Thematik befassen.

20. Oktober: Bach Reloaded
Die Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach in aussergewöhnlicher Interpretation
Zwei grosse Musiker, der Pianist Alexey Botvinov und der Multiinstrumentalist und Sänger Burhan Öçal, haben sich zu einer Neuinterpretation der Goldberg-Variationen zusammengefunden. Bach hat schon immer Musiker aller Richtungen zu innovativen Interpretationen inspiriert. Die Kombination von Klavier und orientalischen Perkussionsinstrumenten ist jedoch neu und einmalig. Der ukrainische Pianist Alexey Botvinov wurde 1997 durch seine Interpretation der Goldberg-Variationen für Heinz Spoerlis Ballet bekannt. Seither ist er ein weltweit gefeierter Pianist. Burhan Öçal, der wohl bekannteste Darbuka Spieler und Weltmusiker des Orients, verehrt die Musik Bachs und hat sich die Aufgabe gestellt, mit fein abgestimmten Improvisationen, die Goldberg-Variationen einem neuen, auch jüngeren Publikum zu erschliessen. Das sehr zahlreich erschienene Publikum nahm das Konzert mit Begeisterung auf.


4. November: Musik der Perestroika - Klavierrezital Ivan Sokolov
Der Pianist und Komponist Ivan Sokolov spielte und moderierte in deutscher Sprache ein Programm mit Werken aus der Zeit von Perestroika und Glasnost von Komponisten, die hierzulande mit wenigen Ausnahmen unbekannt sind: Nikolai Karetnikov, Alexander Wustin, Faradj Karaev, Alexander Raskatov, Dmitri Smirnov, Elena Firsova, Sofia Gubaidulina, Nikolai Sidelnikov, Edison Denisov und Ivan Sokolov.  Dieses Programm eröffnete den immensen musikalischen Kosmos Moskau am Ende des 20. Jahrhunderts, welcher vom Publikum mit grossem Interesse aufgenommen wurde. Ivan Sokolov schätzte es sehr, mitten in Bildern der gleichen Periode spielen zu können es entstand eine künstlerische Verwandtschaft. Das Konzert wurde in Zusammenarbeit mit Culturescapes Moskau organisiert.

7. November: Russlands Umbruch und seine Kunst
Die Kunstgruppe Küsnacht unter der Leitung von Bettina Stahel besuchte das KulturAtelier, um einen Einblick in die Sammlung von russischer zeitgenössischer Kunst von Arina Kowner zu bekommen. Diese erläuterte, wie die Sammlung seit 1988 entstand und sich bis heute weiter entwickelte. Dabei ging sie auf die äusserst prekäre Situation der 'Untergrund Künstler' die nicht in einer Künstlervereinigung aufgenommen wurden ein. Diese mussten einem Broterwerb (z.B. Heizer) nachgehen, um nicht als Parasiten kriminalisiert zu werden. Sogar die Malutensilien Geschäfte waren für sie verschlossen. Die Künstler halfen sich gegenseitig, um überleben zu können. In den 1980er und 1990er Jahre war das Studio 50 A des renommierten Fotografen Sergei Borisov der Treffpunkt für Künstler aus Leningrad und Moskau. Hier lernte Arina Kowner Maler, Fotografen, Musiker und Schauspieler kennen. Es war für sie eine bis dahin unbekannte Welt der Kunst, die sofort ihr Interesse weckte. Die Wände des Studios waren von oben bis unten mit Bildern behangen. Hier tätigte Kowner ihre ersten Bildankäufe. Zum Abschluss zeigte sie eine DVD über die Ausstellung im Kunstmuseum in Bern.  

2. Dezember: Beresina - Gedenkanlass zu 200 Jahre Russlandfeldzug Napoleons
Der Rückzug und die Überquerung der Beresina - Kampf der Schweizer Söldner
Napoleon zog im Juni 1812 mit rund 500'000 Soldaten, 200'000 Pferden, Kanonen und Karren von Königsberg nach Moskau. Die 1300 km wurden in 90 Tagen von dem etwa 100 km langen Heereszug zurückgelegt. Nachdem die Moskauer ihre Stadt selbst angezündet hatten, wurde die "Grande Armée" zum Rückzug gezwungen. Diese Kampfmaschinerie wurde nach und nach aufgerieben durch Kampfhandlungen, Hunger, Krankheit, Erfrierungen und Erschöpfung. Schliesslich kehrten noch 18'000 Mann grösstenteils krank, verstümmelt und psychisch geschädigt zurück. Beteiligt waren vier Schweizer Regimenter mit rund 8000 Soldaten, von denen noch etwa 400 lebend zurückkehrten. Sie hatten den Auftrag, den Rückzug über die Beresina zu sichern. Überall wo der Schlachttross vorbeizog, hinterliess er totale Verwüstung. Heinz Horat, Direktor des Historischen Museums Luzern, moderierte die Veranstaltung. Ruth Estermann sprach über die Schweizer es zogen auch viele Frauen und Kinder mit im Feldzug. Neben einem Film zum Beresina-Geschehen wurden Ausschnitte aus dem russischen 'Krieg und Frieden-Film' von Sergej Bondartschuk gezeigt. Die Veranstaltung wurde umrahmt von Musik aus jener Zeit auf damals gebräuchlichen Instrumenten und Liedern des Heimwehs. Es sangen und spielten Christine Lautenburg und Jana Vassilenko sowie Markus Maggiori, der auch den Abend mit dem Spiel auf der Landsknechttrommel eröffnete.

Arina Kowner, Juni 2013


J
ahresbericht 2011
Verein Okno – Fenster zur russischen Kultur

Zielsetzungen
Der Verein setzte seine Förderungs- und Vermittlungstätigkeit russischer Kultur fort.
Der Dialog zwischen russischen und westlichen Kulturschaffenden und Kulturinteressierten ist sehr erfreulich. Vermehrt traten russische Kulturschaffende zusammen mit schweizerischen und Künstlern anderer Nationen auf. Es fanden 10 Veranstaltungen statt, wobei eine in Zusammenarbeit mit der  Stiftung akku Emmen in Emmenbrücke.

Kulturvermittlung

Der Verein ist eine Drehscheibe, Auskunfts- Anlauf- und Vermittlungsstelle für die unterschiedlichsten „russischen“ Anliegen geworden.

Mitglieder und Besucher
Der Verein zählt rund 80 Mitgliedschaften und es kamen gut 1000 Besucher an die Veranstaltungen. Die Eröffnung der Ausstellung Passion Bild im Kunstmuseum Bern war außerordentlich gut besucht und auch der Ausstellungsbesuch war sehr erfreulich.

Veranstaltungsorte
KulturAtelier, Akku Kunstplattform Emmenbrücke und das Kunstmuseum Bern für die Ausstellung Passion Bild und ein Konzert

Organisation
Vorstandsmitglieder:
Maria Chevrekouko (Philologin/Dozentin), Andreas Cincera (Musiker/ Musikpädagoge), Marina Karlin (Journalistin),
Arina Kowner (Kulturunternehmerin), Michail Schischkin (Schriftsteller), Ulrich M. Schmid (Professor für russische Kulturgeschichte)

Organisation/Administration:
Arina Kowner mit Aushilfen bei den Veranstaltungen

Jahresrechnung
Das Defizit im Betrage von Fr. 58'000.--  wurde wiederum von Arina Kowner übernommen.
Siehe auch Erfolgsrechnung, Bilanz und Revisionsbericht im Anhang.

Veranstaltungen

16. und 17. Januar: Hürden und Hoffnungen
Peter Gyslin, Moskau-Korrespondent von Schweizer Radio DRS und Schweizer Fernsehen berichtet über Aktuelles aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik aus der Russischen Föderation und der Gemeinschaft unabhängiger Staaten. Peter Gysling sprach über die enormen menschlichen, gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen, denen die Bürger seit der Auflösung der UdSSR gegenüberstehen. Sehr gut besuchter Anlass, so dass er zweimal durchgeführt werden konnte.

6. März: Ans Ende der Welt – Iwan Bunins Reisebilder und frühe Erzählungen
Die Übersetzerin Dorothea Trottenberg und der Herausgeber Thomas Grob besprechen und lesen aus Iwan Bunins Am Ursprung der Tage und Der Sonnentempel. Die georgische Pianistin Tea Chkuaseli umrahmt die Veranstaltung musikalisch mit Werken des hier selten gehörten russischen Komponisten Nikolai Medtner und von Sergei Rachmaninow.

10. April: Nikolai Gogol - Von Mänteln und Nasen
Eine literarisch-musikalische Anspielung
Der Slavist und Gogol Spezialist Urs Heftrich führt durch Gogols seelisches Labyrinth mit Kostproben aus seinem Prosawerk (Newski Prospekt, Der Mantel, Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen, Iwan Fjodorowitsch Schponka etc.) und der Pianist und Komponist Gilead Mishory begleitet die Veranstaltung mit Musik (auch seine eigene), die durch Gogols Texte inspiriert wurde: Sergei Prokofiev, Alfred Schnittke, Dmitri Schostakowitschs.
Die Slavistin Maria Chevrekouko liest die russischen Textausschnitte.

8. Mai: Russland und Spanien – Ein musikalischer Pas de Deux?
Paralleen und gegenseitige Inspiration von russischer und spanischer Musik im 19. und 20. Jahrhundert. Dazu trug 1845 Michail Glinkas Spanienreise und seine Bearbeitung spanischer Volksweisen bei. So wurde der Vater der russischen „Nationalmusik“ zum Wegweiser für seine russischen und spanischen Kollegen. Die Musikwissenschafterin Cristina Urchueguia erläutert die Thematik und die bekannte spanische Pianistin Maria Luisa Cantos spielt Werke von spanischen und russischen Komponisten (Salvador Brotons, Enrique Granados, Sergei Prokofiev und Alexander Skrjabin)

18. Juni: Ein Blumenstrauss für Sofia Gubaidulina zum 80igsten!
An einer Feier zum achtzigsten Geburtstag der grossen russischen Komponistin Sofia Gubaidulina im Rahmen einer Weissen Nacht spielen der Kontrabassist Andreas Cincera und der Akkordeonist und Komponist Oleg Lips-Roumantisev Werke der Jubilarin, von Dmitri Schostakowitsch und von Oleg Lips-Roumiantsev. Andreas Cincera rezitiert Gedichte von Christian Morgenstern, dem Lieblingsdichter von Sofia Gubaidulina.

18. September: Bündner im Russischen Reich – Paul Juon Bündner Komponist in Moskau
In der Zeit zwischen 1760 und 1940 sind mehr als 1300 Bündner ins Russische Reich ausgewandert. Dora Lardelli, Mitbegründerin des Kulturarchivs Oberengadin, sprach zu den Gründen, der Herkunft der Auswanderer und wie sie im fremden Land lebten. Ueli Falett, der Geschäftsführer der Paul Juon Gesellschaft, widmet seine Ausführungen dem in Moskau aufgewachsenen Komponisten Paul Juon (1872-1940) und erzählt auch über dessen Bruder den Kunstmaler Konstantin Juon (1875-1958), der noch heute in Russland sehr angesehen ist.

6. Oktober: Weisse Nächte in St. Petersburg
Eine Zusammenarbeit mit der Stiftung akku Emmen in Emmenbrücke anlässlich der Ausstellung des Künstlers Alois Lichtsteiner in der Kunstplattform akku: Weisse Nächte in St. Petersburg . Die bekannte  Pianistin Simone Keller spielte Werke von Galina Ustvolskaya (1919-2006): Klaviersonaten 1, 5 und 6 sowie aus den Aphorismen  op. 13 von Dmitri Schostakowitsch. Alois Lichtsteiner, dessen Werke in der Sammlung von Arina Kowner vertreten sind,  sagt, dass er in seinem Werk Ustvolskayas Musik hört und in ihrem Werk seine Malerei sieht: eine Seelenverwandtschaft.

2. November: Kunst und Gesellschaft in der Perestroika und im Postkommunismus
Vortrag des Slavisten Ulrich Schmid und anschließendes Gespräch mit den Kunsthistorikern Sandra Frimmel und Matthias Frehner. Die russische Gegenwartskunst hat ihre Wurzeln im ‚Underground’ der sechziger und siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Begriffe wie Soz-Art, inoffizielle und nonkonformistische Kunst oder eben Untergrundkunst definieren das Schaffen von Künstlern, die sich der sowjetischen Ideologie des sozialistischen Realismus entzogen.

Ausstellung

2. Dezember: Eröffnung der Ausstellung Passion Bild – Russische Kunst seit 1970 im Kunstmuseum Bern
Vom 3. Dezember 2011 bis 12. Februar 2012 zeigte das Kunstmuseum Bern Teile von Arina Kowners Sammlung russischer Kunst verbunden mit Werken westlicher Künstler. Seit 1988 reiste die Sammlerin des Öftern nach Russland und verkehrte in den Kreisen inoffizieller Künstler, deren Werke sie interessierte und die sie zu erwerben begann. So entstand eine Sammlung von 49 Leningrader und Moskauer Künstlern von den 1960er Jahren bis heute. Die beiden Städte waren die künstlerischen Zentren, in denen sich Künstler aus der ganzen Sowjetunion zusammenfanden. Sie hatten eine je eigene Kunstentwicklung mit unterschiedlicher Thematik und Bildsprache.

11. Dezember: Musikalischer Adventskranz
Am Konzert im Kunstmuseum Bern spielten der Cellist Alexander Neustroev und der Akkordeonist Oleg Lips-Roumiantsev Werke von Sofia Gubaidulina, Sergei Prokofiev, Sergei Rachmaninow, Dmitri Schostakowitsch und Rodion Schtschedrin. Diese Komponisten erlebten – ebenso wie die inoffiziellen bildenden Künstler der Sammlung – die Sowjetzeit und litten unter der rigiden Sowjetideologie. Oft unterlagen ihre Werke einem Aufführungsverbot. Sofia Gubaidulina ging ins Exil nach Deutschland.

Text des Kunstmuseums Bern zur Ausstellung Passion Bild
Ab dem 3. Dezember 2011 gewährt das Kunstmuseum Bern unter dem Titel „Passion Bild – Russische Kunst seit 1970“ Einblick in Arina Kowners umfangreiche Sammlung russischer Gegenwartskunst mit über 200 Werken von 49 Künstlern. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt in der Zeit von Glasnost und Perestroika und ist damit eine kunsthistorische Dokumentation dieser gesellschaftspolitisch einmaligen Epoche. Leningrad und Moskau waren die beiden künstlerischen Zentren, in denen sich Künstler aus der ganzen Sowjetunion zusammenfanden. Die beiden Städte hatten je eine eigene Kunstentwicklung: Thematik und Bildsprache sind sehr unterschiedlich. Da ist es interessant, dass sowohl „Leningrader“ als auch „Moskauer“ Künstler in der Sammlung vertreten sind. Bei den in Moskau wirkenden Kulturschaffenden ist erkennbar, dass einerseits eine gewisse Öffnung – auch dank dem Interesse von ausländischen Diplomaten – möglich war, andererseits jedoch die nähe zum Kreml die Künstler in den Untergrund drängte. Die Leningrader Kunst liess sich vom offiziell gezeigten Bestand der Ermitage und vom täglichen Leben inspirieren und ist für den Westen oft schwierig lesbar. Zumeist ist sie provokativer und noch ironischer als die Moskauer Kunst.
Die Ausstellung zeigt zum Einen bekannte russische Nonkonformisten, die den sozialistischen Realismus ablehnten und bis 1989 Untergrundkünstler waren. Darunter Werke von Grisha Bruskin, Erik Bulatov, Ilya Kabakov, Vladimir Nemukhin, Dmitri Prigov, Edik Steinberg und Anatoli Zverev. Zum Andern werden in der Schweiz noch wenig bekannte Leningrader Künstler gezeigt. So Werke von Sergei Bugaev, genannt Afrika, oder Timur Novikov, der Zentralfigur der Lenin-grader Kunstszene und Gründer der „Neuen Akademie der Schönen Künste“. Dann gibt es Objekte des grossen Provokateurs Vladislav Mamyshev, der sich Monroe nennt, und auch als solche auftritt. Und zum Dritten zeigt die Ausstellung Arbeiten westlicher Künstler aus der Sammlung Kowner (u. a. Joseph Beuys, Alois Lichsteiner, Robert Mangold, Giulio Paolini, Markus Raetz, Andy Warhol), die mit den russischen Exponaten in Dialog treten.

 

Tätigkeitsbericht Januar – Juni 2010

12. Januar: Gastveranstaltung von Greater Zurich: Ein ausserkalendarisches Fest
oder ein Grund nochmals zu feiern.
Eingeladen war der Women Business Club mit
russischen und schweizerischen Damen. Thema: Schweizer Brauchtum. Referentin:
Marina Rumjanzewa.

24. Januar: Wenn Worte zaubern können …
Kindergedichte von Daniil Charms und Oleg Grigorjew
mit Alexander Nitzberg (Lyriker, Übersetzer, Rezitator) und Alexander Ionov
(Balalaika-Solist).
Alexander Nitzberg trägt die von ihm übersetzten Gedichte auf Russisch und Deutsch vor
und Alexander Ionov improvisiert mit seiner Balalaika musikalische Antworten.

4. Februar: Klavierduo Adrienne Soòs und Ivo Haag:
Diese Veranstaltung ist Werken
mit zwei Klavieren gewidmet, weshalb sie im Jecklin Forum stattfindet. Programm: J. S.
Bach – György Kurtag: zwei Choralvorspiele; Arthur Honegger: Symphonie Nr. 3
 „Symphonie liturgique“: Fassung für 2 Klaviere von Dmitri Schostakowitsch (Geschenk
von Pascal Honegger); Sergei Rachmaninow: Suite Nr. 2 für 2 Klaviere.

6. März: Klavier Rezital von Alexey Botvinov
Programm:
J. S. Bach Goldberg-Variationen in der Fassung ohne Wiederholungen, wie
sie auch Glenn Gould gespielt hat; Sergei Rachmaninow Sonate Nr. 2 in b-Moll, Version
von 1931.

18. April: Wechsel der Töne: A. S. Puschkins Versroman „Jewgenij Onegin“ und W.
A. Mozarts Klavierkonzert  G-Dur (KV 453) als polyphone Texte.
Vortrag von Prof.
Dr. Jochen-Ulrich Peters
zum Thema „Die Musikalität in Puschkins Versroman und die
musikalische Poesie in Mozarts Klavierkonzert – Wechsel der Töne!“

  2. Mai: Lieben Sie Brahms? Die drei Violinsonaten von Johannes Brahms gespielt von
Ilya Grubert (Violine) und Alena Cherny (Klavier). Die einzigen Violinsonaten von
Brahms entstanden zwischen 1878 und 1887. Es sind reife Werke eines gereiften
Komponisten. Sie wurden von den beiden Musikern  herausragend interpretiert und sind
in der Zwischenzeit von ihnen für Sony Classical aufgenommen worden.

30. Mai:Schreiben in der Schweiz: Christian Haller und Michail Schischkin. Lesung 
(unveröffentlichte Texte) und Gespräch moderiert von Christa Baumberger. Die 
Übersetzung des Textes von Schischkin las der Übersetzer Andreas Tretner. Zu den 
Solothurner Literaturtagen erschien die vierte Ausgabe von Viceversa Literatur, dem 
Jahrbuch der Literaturen in der Schweiz. Die Autoren gaben Einblick in noch unveröffentlichte Texte.   

 

16. Juni: Vereinsversammlung mit den Jahresberichten und -Rechnungen der Jahre 2008 und 2009.

Zürich im Juni 2010

Arina Kowner

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Jahresbericht 2009
V
erein Okno – Fenster zur russischen Kultur

Zielsetzungen
Der Verein setzte seine Förderungs- und Vermittlungstätigkeit russischer Kultur verstärkt fort. Der Dialog zwischen russischen und westlichen Kulturschaffenden und Kulturinteressierten wurde immer bedeutender. Vermehrt traten auch russische zusammen mit schweizerischen oder deutschen Künstlern auf. Es fanden 12 Veranstaltungen, zwei Ausstellungen und im Dezember die Buchvernissage von „Passion Bild“ 
zusammen mit einer Ausstellung statt .

Kulturvermittlung
Der Verein ist zur Drehscheibe, Auskunfts- Anlauf- und Vermittlungsstelle für die unterschiedlichsten  „russischen“ Anliegen geworden.

Mitglieder und Besucher
Der Verein zählt rund 80 Mitgliedschaften und etwa 1000 Besucher.

Veranstaltungsorte
Das KulturAtelier und der Ausstellungsraum an der Oberdorfstrasse 2.

Organisation
Vorstandsmitglieder:
Maria Chevrekouko (Philologin/Dozentin), Andreas Cincera (Musiker/ Musikpädagoge), Marina Karlin (Journalistin), Arina Kowner (Kulturunternehmerin), Michail Schischkin (Schriftsteller), Ulrich M. Schmid (Professor für russische Kulturgeschichte).

Organisation/Administration: Arina Kowner mit externen Fachkräften für die kunsthistorische Aufarbeitung und Präsentation russischer Kunst.

Jahresrechnung
Das Defizit im Betrage von Fr. 64'936.75 wurde wiederum von Arina Kowner übernommen.

Veranstaltungen

Bis 26. Januar: Ausstellung Moskauer Konzeptualisten.

24. Januar: Phantasiegeschichten
von und mit Maria Thorgevski und Dan Wiener. Die
beiden Künstler bewegen sich mit ihren Phantasiegeschichten in der Tradition von Daniil Charms und begeisterten jung und alt an der Veranstaltung für Menschen von 7 – 77 Jahren.

29. Januar: Ausstellungseröffnung Leningrader Kunst der Wendezeit mit Sergei Bugaev <Afrika>, Babakhan Badalov <Babi>, Vladislav Gutsevich, Andrei Khlobistin, Oleg Kotelnikov, Vladislav Mamyshev <Monroe>, Oleg Maslov, Bella Mateeva, Timur Novikov, Vadim Ovchinnikov, Inal Savchenko und Denis Yegelski. Die 33 Werke der 12 Künstler entstanden alle in der kurzen, gesellschaftspolitisch wichtigen Zeitspanne von 1989 – 1992.

22. Februar: Leningrader Kunst der Wendezeit eine Veranstaltung mit den Zeitzeuginnen Anne-Chantal Petter (Slavistin) und Jule Reuter (Kunsthistorikerin/Kuratorin). Beide lebten damals in Leningrad und konnten - dank ihren reichen Erfahrungen - aus dem Vollen schöpfen. Im Anschluss wurde der Kultfilm ASSA gezeigt, an dem viele Künstler mitwirkten (Afrika als Hauptfigur). Moderation: Arina Kowner

1. März: Anatol von Steiger – Dieses Leben
mit und von Felix Philipp Ingold (Kulturwissenschafter), Moderation: Ulrich M. Schmid (Prof.  russische Kulturgeschichte), Lesung der russischen Texte: Maria Chevrekouko (Philologin). Felix Philipp Ingold erarbeitete eine Gesamtausgabe in Russisch und Deutsch des lyrischen Werkes von Anatol von Steiger (Ammann Verlag).

29. März: „Nur wer die Sehnsucht kennt …“:  Dies ist das Leitmotiv der neuen CD von Jana Vassilenko. Enthalten sind Volkslieder, Romanzen, Chansons und zeitgenössisches Singer-Songwriter-Schaffen aus Russland.  Konzert mit CD – Taufe. Ausführende: Jana Vassilenko (Sängerin/Musikproduzentin), Ivan Petuchov (Gitarrist), Igor Bogoev (Perkussionist), Georgij Modestov (Pianist).

19. April: Wölkchen in Hosen – Wladimir Majakowski mit Alexander Nitzberg (Lyriker/Übersetzer/Rezitator) und Simone Keller (Pianistin). Dieses Poem, welches Nitzberg übersetzte und rezitierte, nannte Majakowski „Katechismus der modernen Kunst“. Simone Keller begleitete die Rezitation auf dem Klavier mit der starken Musik von Galina Ustvolskaja.

9. Mai: Klavierabend mit  Alexey Botvinov, der mit hier praktisch unbekannter ukrainischer Musik von Jan Freidlin (* 1944) und Alemdar Karamanov (* 1934) brillierte. Dazu kamen vier Präludien von Sergei Rachmaninow und Chaconne von J. S. Bach/ F. Busoni.

6. Juni: Sergei Dovlatov – russischer Kultautor:
eine lange Naht mit Literatur und Musik. Ausführende: Franziska Stöcklin (Übersetzerin von „Der Kompromiss“), Dorothea Trottenberg (Übersetzerin von „Der Koffer“), Hans R. Rüegg (Übersetzer von „Die Zone“), Oleg Lips (Akkordeonist/Komponist), Moderation: Ulrich M. Schmid. Sergei Dovlatov (1941-1990) war ein Unangepasster, der nach einem schwierigen Leben in der Sowjetunion 1978 endlich nach USA auswandern konnte.

17. Juni: Buchvernissage: Auf der Datscha – der Inbegriff des russischen Sommers. Autorin und Herausgeberin dieses Buches – einer Kulturgeschichte der Datscha seit Peter I. -(Doerlemann Verlag 2009), ist Marina Rumjanzewa, die das Buch auch präsentierte. Die Veranstaltung erfolgte in Zusammenarbeit  mit der Eiger Stiftung.

20. September: Begegnung mit Swetlana Geier. Die herausragende Kulturvermittlerin und Übersetzerin russischer Literatur präsentierte ihre neueste Dostojewskij-Übertragung, den Roman „Der Spieler“ 
(Ammann Verlag 2009). Das sehr zahlreich erschienene Publikum war begeistert von der breite und Tiefe des intellektuellen Horizontes Swetlana Geiers und von der intensiven Ausstrahlung ihrer Persönlichkeit.

17. Oktober: Gastveranstaltung von Svetlana Startsteva

25. Oktober: Best of Ossip Mandelstam von und mit Ralph Dutli, dem Herausgeber von Ossip Mandelstams Gesamtwerk in 10 Bänden und Mandelstams Biographie „Meine Zeit , mein Tier“. Alles erschienen im Ammann Verlag. Ralph Dutli stellte viele seiner Lieblingstexte vor. „Wenn Dutli Gedichte liest ereignet sich Sprachkunst“, schrieb Ulrich Schmid in der NZZ.

15. November: Animationskunst aus Moskau mit Andrei Ushakov, Animations- und Bildender Künstler aus Moskau,  und Otto Alder Animationskünstler und Dozent (Kunsthochschule Luzern).

11. Dezember: Musikalische Raritäten zum Jahresausklang
mit Igor Morosow (Bariton), Alena Cherny (Klavier), Una Prelle (Harfe). Igor Morosow gestaltete ein Programm mit heiterer deutscher, italienischer und russischer klassischer Musik (Anton Rubinstein und Dmitri Schostakowitsch) und russischen Volksliedern.

21. Dezember: Buchvernissage „Passion Bild“ und Ausstellung. Präsentation des von Arina Kowner herausgegeben Buches über russische Kunst. Erster Teil: Entwicklung der russischen Bildkünste von Peter dem Grossen bis zur heutigen Situation. Zweiter Teil: Beschrieb der Sammlung von 43 zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern aus Moskau und Leningrad/St. Petersburg  mit Werken von 1970 – 2008. 210 Abbildungen.

Künstlerförderung
Wiederum wurde das KulturAtelier gerne als Übungsort von Musikern genutzt. 


Arina Kowner

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                                          Jahresbericht 2008
                          Verein Okno – Fenster zur russischen Kultur

Zielsetzungen
Der Verein setzte seine Förderungs- und Vermittlungstätigkeit russischer Kultur verstärkt fort. Wichtig war der Dialog zwischen russichen und westlichen Kulturschaffenden und Kultur-interessierten. Es fanden neun Veranstaltungen statt, wobei der Südkaukasus ein Schwerpunkt war mit zwei Veranstaltungen und einer vierzehntägigen Kulturreise nach Armenien. Im Ausstellungsraum wurden vier Ausstellungen  mit zeitgenössischer russischer Kunst aus der Sammlung von Arina Kowner präsentiert.

Kulturvermittlung
Der Verein wird immer häufiger zur Auskunfts- Anlauf- und Vermittlungsstelle für die unterschiedlichsten „russischen“ Anliegen.

Mitglieder und Besucher
Der Verein zählt rund 70 Mitgliedschaften und über 1000 Besucher

Veranstaltungsorte
Das KulturAtelier und der Ausstellungsraum an der Oberdorfstrasse 2 und für eine Veranstaltung das Jecklin Forum in Zürich.

Organisation
Vorstandsmitglieder:
Andreas Cincera (Musiker/ Musikpädagoge), Marina Karlin (Journalistin), Arina Kowner (Kulturunternehmerin), Michail Schischkin (Schriftsteller), Ulrich M. Schmid (Slavistikprofessor), Maria Shevrekouko ((Dozentin/Übersetzerin)

Organisation/Administration: Arina Kowner mit externen Fachkräften für die kunsthistorische Aufarbeitung und Präsentation russischer Kunst.

Jahresrechnung
Das hohe Defizit im Betrage von Fr.81'278.15 wurde von Arina Kowner übernommen.

Veranstaltungen

12. Januar: Der Heckrubel – Der Wunderrubel, der bei Wohlverhalten in die Tasche des Besitzers zurückkehrt. Eine Veranstaltung für Gross und Klein nach einem Märchen von Nikolai Lesskov. Ausführende: Elena Krasotkina (Schauspielerin) und Valentin Strub (Akkordeon).

24. Februar: Vladimir Putin: Das Porträt des Präsidenten zwischen Kunst, Kult und Kommerz mit Alexandra Engelfried (Kunsthistorikerin/Slavistin) und Ulrich M. Schmid (Slavistikprofessor). Der Putin-Kult und die ganze Vermarktung des Präsidentenbildes wurden in Russland zu einem festen Bestandteil von Gesellschaft, Kultur und Politik.

28. Februar: Ausstellungseröffnung mit Leningrader Künstlern: Sergei Bugaev <Afrika> und Babakhan Badalov <Babi>.

11. April: Puschkins Gedichte in der russischen Musik: Eine literarisch-musikalische Begegnung mit Diana Petrova
(Sopran), Elena Tomilova (Klavier) und Ursula Frischknecht (Sprecherin). Bis heute ist Puschkin der vereehrteste Dichter und Schriftsteller Russlands.

20. Mai: Misha Alperin (Jazzpianist): Stories for a Lonely Piano: “Ich möchte Barrieren und Grenzen nicht nur geographisch und historisch durchbrechen, sondern auch musikalisch.“Dieser Anlass fand im Jecklin Forum statt.

3. Juli: Ausstellungseröffnung mit Künstlern der Gruppe „Medizinischen Hermeneutik“: Sergei Anufriev, Yuri Leiderman und Pavel Pepperstein.

6. Juli: Moskauer Quartett Scherzo: Russische Orchestermusik von vor und nach der Revolution
gespielt auf russischen Volksmusikinstrumenten. Alle Stücke wurden für das Ensemble Scherzo arrangiert und transkribiert. Ausführende: Sergey Mustakoff (Balalaika Prima), Svetlana Stolyarova (Domra Alto), Alexey Lavrentyev (Bajan), Andrey Tatarinets (Balalaika Kontrabass).

18. September: Ausstelllungseröffnung: Russische Künstler in der innern Emigration:Vladimir Jakovlev, Vladimir Nemukhin, Vadim Sidur, Edik Steinberg, Oleg Vassilev und Anatoli Zverev. Eine Ausstellung im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Russisches Haus in der Schweiz.

21. September: Armenien im Spiegel seiner Kultur: Das Land der Steine. Ausführende: Lusine Aghakhanyan (Referentin) und Sona Shaboyan (Klavier).

28. September – 12. Oktober: Kulturreise Armenien: Rundreise geführt von armenischen Spezialisten: Jerewan – Sardarapat - Garni – Gueghard – Hovhannavank – Saghmosavank – Amberd – Acnaschen – Etschmiadsin – Zvartnots – Khor – Virap – Areni – Noravank – Vaik -Jermuk – Gndevank - Selim – Noradus-  Halbinsel Sewana – Haghartzin – Alaverdi – Odzoun – Haghpat – Sanahin – Alaverdi – Jerewan.

2. November: Pulverfass Kaukasus: Kulturgeschichte – Nationalismus – Territorialansprüche mit Ulrich M. Schmid (Professor für russische Kulturgeschichte) und Alain Marendaz (Schweizer, der bis zum Augustkrieg in Georgien lebte). Der russisch-georgische Krieg ist ein besonders tragischer Ausdruck zahlreicher kultureller und nationaler Gegensätze in einer Region, die sich seit Jahrhunderten in Aufruhr befindet.

16. November: Die Blockade von Leningrad: Literarischer Abend mit einer Filmdokumentation von Sergei Loznica. Peter Urban macht Ausführungen zur 900-tägigen Blockade von Leningrad bei der über eine Million Menschen starben. Er rezitiert aus dem von ihm übersetzten Gedichtband „ Blockade“ von Gennadi Gor, Dieser schrieb seine Gedichte während der schrecklichen 900-tägigen Blockade.

4. Dezember: Ausstellungseröffnung: Moskauer Konzeptualisten: Erik Bulatov, Ivan Chuikov, Ilya Kabakov, Eduard Gorokhovski, Viktor Pivovarov und Dmitiri Prigov.

7. Dezember: Musik am Hofe von Katharina der Grossen:
Russische Barockmusik mit dem Ensemble Amaryllis. Ausführende: Jelena Bulavko (Sopran/ Ausführungen zur Musik), Marina Belaya (Cembalo), Elena Listratova (Barockgeige), Aleksandru Cebanica (Kontrabass).

Künstlerförderung
Wiederum wurde das KulturAtelier den verschiedensten Künstlern – vor allem Musikern - als Übungsort zur Verfügung gestellt.

Arina Kowner

 

 

Jahresbericht 2007
des Vereins OKNO – Fenster zur russischen Kultur

 

Zu den Zielsetzungen

Im Jahre 2007 feierte OKNO sein fünfjähriges Bestehen. Der Verein setzte seine Tätigkeit der Vermittlung und Förderung
russischer Kultur sowie der Unterstützung des Dialoges zwischen russischer und westlicher Kultur fort.  Im Zentrum der
Aktivitäten des Vereins stand nach wie vor die monatliche Veranstaltungsreihe. Es ist erfreulich, dass neben
OKNO-Interessierten aus der Schweiz auch solche aus dem Süddeutschenraum die Veranstaltungen besuchen.
Dank dem Apéro kommt nach den Anlässen zu lebhaften, angeregten Diskussionen. Die Besucher fühlen
sich „wie zu Hause“. Ein besonderes Ereignis war die Eröffnung des Ausstellungsraumes im 1. Stock an der
Oberdorfstrassse 2 mit einer Einzelausstellung des bekannten russischen Künstlers Eduard (Edik) Steinberg aus Moskau.  
Bei zahlreichen Gelegenheiten traten russische und schweizerische Kulturschaffende  zusammen auf.  

Kulturvermittelung und Kulturförderung

Der Verein OKNO wirkte weiterhin als Anlauf- und Vermittlungsstelle für Kulturschaffende, die Auftrittsmöglichkeiten
suchen sowie für Personen und Institutionen, die sich für die russische Kultur engagieren bzw. kulturelle Anlässe mit
Schwerpunkt „Russland“ organisieren. Ein weiterer Tätigkeitsbereich war die Pflege der seit Ende der 80iger Jahre
bestehenden Kontakte und die Anbahnung neuer Beziehungen zu russischen Künstlern. Dank dem Internet wurde
die Kommunikation mit Russland zur Selbstverständlichkeit. Der Bekanntheitsgrad von OKNO bewirkte auch, dass
das KulturAtelier für viele Künstler zu einem beliebten und begehrten Veranstaltungs-und Probenort wurde.

Mitglieder und Besucher

Der Verein zählte rund 60 Mitglieder. Bei den Veranstaltungen verzeichnete OKNO gut 1000 Besucherinnen und
Besucher. Dies auch dank der Eröffnung des Ausstellungsraumes.

Veranstaltungsorte

Es fanden alle Anlässe an der Oberdorfstrasse 2 in Zürich statt. Der Ort über den Dächern von Zürich mit Blick
in die Berge und über die Altstadt hat etwas Besonderes. Der helle lichte Ausstellungsraum im 1. Stock
ergänzt die Veranstaltungsmöglichkeiten.

Organisation

 

Vorstandmitglieder:                                                              Organisation/Administration:
                                                                               
Andreas Cincera (Musiker, Musikpädagoge)                               Arina Kowner mit Praktikantinnen
Marina Karlin (Physikerin, Journalistin)
Arina Kowner (Kulturunternehmerin, Präsidentin)
Michail Schischkin (Schriftsteller)
Ulrich M. Schmid (Slavistikprofessor)
Maria Shevrekuko (Dozentin/Übersetzerin)

Jahresrechnung

 

Es ist OKNO ein Anliegen, weniger Bekanntes oder praktisch Unbekanntes vorzustellen. So zum Beispiels beim
Film die neueste Animationskunst aus Russland, in der Musik die Werke der  Komponistin Galina Ustvolskaya
oder bei der Bildenden Kunst russische zeitgenössische Kunst.   Höchst aktuell war auch das Thema Russland
und Islam, welches Einblick gab in das zwiespältige Verhältnis zwischen der russischen Politik, der Orthodoxie
und dem Islam, welcher nach dem Untergang der Sowjetunion in verschiedenen GUS Staaten zum Teil wieder
intensiv gelebt wird und oft auch eine politische Dimension bekam.

Eine nähere Beschreibung der einzelnen Abendveranstaltungen finden Sie im Folgenden aufgelistet:

- 22. 01. 2007  Daniel Schnyder Trio – Worlds Beyond mit Daniel Schnyder (Saxophon und Komposition),
Tomoko Sawano
(Klavier) und Stefan Schulz (Posaune). Der in New York lebende bekannte Schweizer Komponist
und Saxophonist bereitete OKNO mit seinem Trio einen fulminantern Jahresbeginn. Das Programm und seine
Interpreten überschritten Länder- und Spartengrenzen: Ost und West, Klassik und Jazz, Musiker aus der
Schweiz/USA, Japan und Deutschland fanden zusammen. Die grenzüberschreitenden Kompositionen Schnyders
 begegneten denjenigen des Russen Alexander Lebedev. Zudem war die instrumentale Zusammensetzung sehr speziell.

- 04. 03. 2007  Das Dritte Rom – Ein Mythos oder politische Realität? Vortrag von Dr. Alexey Makhrov. Die
Theorie von Moskau als dem Dritten Rom wurde 1523/24 vom Mönch Filofei in einem Brief konzipiert, indem er
astrologische Prophezeiungen einer neuen Sintflut widerlegte. „Zwei Roms fielen, das Dritte Rom steht und das
Vierte wird es nie geben.“
Nach der Kirchenspaltung im 17. Jahrhundert trat diese Vorstellung effektiv in Erscheinung
und wurde von den Altgläubigen übernommen. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde diese Theorie jedoch
als Grundlage der russischen Geschichte erklärt und führte zum Krieg von 1877/78, in welchem Russland beinahe
Konstantinopel eroberte. Der Vortrag zeigte, wie dieses Konstrukt auch im 20. Jahrhundert von verschiedenen
Parteien für die Verwirklichung ihrer politischen Zwecke eingesetzt wurde und auch heute als Thema aktuell ist.

- 31. 03. 2007  Zeitgenössische Kammeropern aus St. Petersburg – „Nikolai“ von Mark Belodubrovski und
 „Kuprianov und Natascha“ von Sergei Oskolkov. Beide Kammeropern sind für zwei Sänger Diana Petrova
(Sopran) und Sergei Aprishkin (Bariton) sowie für Klavier (Sergei Oskolkov), Violine (Mark Belodubrovski) uns
Cello (Lev Sivkov) geschrieben. Die Werke sind inspiriert von der Lyrik Daniil Charms und Aleksander Vveedenski;
beides Mitbegründer der Schriftsteller - und Künstlergruppe „Oberiu“, in welcher das Alogische, Absurde und groteske
als Ausdruck der tiefen Tragik des Seins kultiviert wird.

- 22. 04. 2007   Neueste Animationskunst aus Russland mit Otto Alder (Präsentation) und Maria Shevrekuko
(Übersetzung). Es wurden acht Filme aus den Jahren 2003-2006 gezeigt, wovon sechs Schweizer Premieren.
Das Animationsfilmschaffen hat eine lange Tradition in Russland. Die Anfänge liegen vor der Revolution. Gemäss
dem Altmeister und Wegbereiter Fjodor Chitruk liegt die Faszination des Animationsfilms in Folgendem:
„Ein Animator ist wie ein kleiner Gott: erst kreiert er eine Figur und dann haucht er ihr eine Seele ein.“ Trotz
engem politischem Umfeld und Zensur entstanden im Laufe der Jahrzehnte herrliche Meisterwerke. Otto Alder
sprach über die aktuelle Situation in Russland und brachte u. A. sechs Filme, die 2006 entstanden sind. Darunter
auch der Film „Moja Ljubov“ mit dem Alexander Petrov den Oscar gewann
. 

- 12. 05. 2007   Die Künstlerfamilie Pasternak – Literatur, Musik, Philosophie, Malerei und Grafik. Mit dem
Slavistikprofessor Ulrich M. Schmid, der Übersetzerin Christine Fischer und der Pianistin Tamara Kordzadze.
Boris Pasternak (1890-1960) stammte aus einer berühmten Künstlerfamilie Mokaus. Sein Vater Leonid
Pasternak
war ein einflussreicher Maler und Graphiker. Seine Mutter Rosa Kaufman feierte Erfolge als
Konzertpianistin. Der junge Pasternak wollte zuerst eine Musikerlaufbahn einschlagen, wechselte dann zur
Philosophie, welche ihn aber nicht erfüllte. Später als Schriftsteller erläutert er dies in seinem Roman Doktor
Schiwago
: “Meiner Meinung nach sollte Philosophie dem Leben und der Kunst als Gewürz beigegeben werden.
Wer sich ausschliesslich mit Philosophie beschäftigt, kommt mir vor wie ein Mensch, der nur Meerrettich ist.
“ Etwas weniger bekannt ist Pasternaks Lyrik und wer weiss schon, dass er 1936 Oden auf Stalin schrieb.
Christine Fischer trug aus dem von ihr übersetzten Gedichtband „Definition der Poesie“ vor und Tamara
Kordzadze spielte Klavierkompositionen von Boris Pasternak.

- 22. 05. 2007   Totschna goes Odessa  Eine musikalisch-literarische Anspielung mit Sibylle Aeberli
(Stimme/Gitarre), Lukas Heuss (Klarinette/Sax/Stimme), Alexander Ionov (Balalaika/Stimme) und Oleg
Lips Roumiantsev
(Akkordeon/Stimme). Totschna pflegt seit Jahren den russisch-schweizerischen musikalischen
Dialog. Zwei Musiker sind Schweizer, zwei Russen und entsprechend ist das Programm. Das geschichts-
trächtige Musik- und Liedgut der lebensfrohen Vielvölkerstadt Odessa verbindet sich mit schweizerischer Volks-
musik und Kurztexten des 1934 in Odessa geborenen Schriftstellers und Satirikers Michail Schwanetzkij. 
Totschna lässt mit ihrer szenisch interpretierten Musik das kosmopolitische und lebensfrohe Odessa während
einer Weissen Nacht für das Publikum lebendig werden.

  - 23. 08. 2007   Eröffnung des Ausstellungsraumes im 1. Stock an der Oberdorfstrasse 2  mit einer
Einzelausstellung
mit Werken des russischen Künstlers Eduard (Edik) Steinberg aus der Sammlung
von Arina Kowner. Der 1937 in Moskau geborene Künstler gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Moskauer
metaphysischen Malerei. In seinen Arbeiten setzt er sich mit der Ikonenmalerei auseinander und nimmt oft
Bezug zu Werken von Kasimir Malewtisch.  Steinberg verdiente seinen Lebensunterhalt in unterschiedlichen
Tätigkeiten, so als Arbeiter, Fischer oder Hauswart. Als er zeitweise „nur“ künstlerisch tätig war, wurde er
des Parasitismus angeklagt. So begann er 1967 für die Satirezeitschrift Wissen ist Macht zu arbeiten.  Die
Ausstellung zeigte ein breites Spektrum von Bildern aus den unterschiedlichen Schaffensperioden Steinbergs
zwischen 1970 und 1992. 1988 nimmt er an der ersten „Sotheby’s Auktion in Moskau teil. Ab Anfang der
90iger Jahre lebt und arbeitet er abwechselnd in Moskau, Paris und Tarusa.

- 16. 09. 2007   Russland und Islam - Historische, kulturelle, literarische und musikalische Annäherungen
an den Islam mit Ruslan Bazgiev (Islamwissenschafter), Marianne Herold (Historikerin), Ulrich M. Schmid
(Slavist) und Burhan Öçal (Musiker). In Russland leben etwa 20 Millionen Muslime, hauptsächlich in Tatarstan
und im Kaukasus. Das russische Misstrauen gegenüber dem Islam hat eine lange Tradition und ist seit den
Tschetschenienkriegen der neunziger Jahre noch deutlich gewachsen. Islamophobe Tendenzen lassen sich
bei vielen einflussreichen Intellektuellen beobachten, so auch bei Joseph Brodsky und bei Alexander Solschenizyn.
Ruslan Bazgiev aus Tschetschenien, Ulrich Schmid und Marianne Herold zeichnen die schwierige Präsenz des
Islam in Russland nach und weisen auf neueste Entwicklungen in Gesellschaft, Kunst und Literatur hin.
Burhan Öçal begleitet die Ausführungen mit Musik, welche durch den Islam geprägt wurde (Sufi).

- 18. 11. 2007   Troika – Abend  Die Troika in Literatur, Poesie, Musik und bildender Kunst mit Igor Morosow
(Bariton), Boris Chnaider (Klavier/Rezitation) und Maria Shevrekuko (Lesung). Kaum ein Gefährt hat in der
russischen Kultur einen so nachhaltigen Niederschlag gefunden wie die Troika, das Pferde-Dreigespann. Mit
seinem Roman „Die toten Seelen“ machte Nikolai Gogol die Troika vollends zum Symbol des russischen
Volkstums: „Ach meine Troika, mein Dreigespann, das wie ein Vogel dahinfliegt, wer mag es wohl gewesen
sein, der dich erdacht hat? Nur von einem lebhaften, phantasiebegabten Volk konntest du ersonnen werden
und nur in einem Lande, das ernst genommen werden will (…..). Stürmst nicht auch Du, Russland, so dahin,
wie eine kühne Troika, die niemand einholen kann?“ Die Troika spielt sowohl in der klassischen Musik als auch
 in der Volksmusik eine überragende Rolle. Der wohlklingende, volle Bariton Morosows, einfühlsam begleitet von
Boris Chnaider liessen uns durch die Weiten Russlands schweifen. Maria Shevrekuko las aus den „Toten Seelen“
in Russisch und Deutsch.

- 09. 12. 2007   Galina Ustvolskaya (1919 – 2006)  Gedenkkonzert und Hommage zum 1. Todestag der grossen
russischen Komponistin.  Die Einführung in diese komplexe Musik hielt Prof. Dr. Laurenz Lütteken. Es spielte
das Ensemble Tzara mit Gabrielle Brunner (Violine), Murat Cevik (Flöte), Simone Keller (Klavier), Moritz
Müllenbach
(Cello), Martin Sonderegger (Klarinette) und Tobias de Stoutz (Tuba). Auf dem Programm stand:
Trio für Klarinette, Violine und Klavier (1949), Grosses Duett für Violoncello und Klavier (1959) und Dona nobis pacem
für Piccoloflöte , Tuba und Klavier (1970/71). Letzteres ist ein sehr selten gespieltes Werk, welches einzigartig ist
in seiner Radikalität und in seiner aussergewöhnlichen Besetzung. Galina Ustvolskaya lebte und arbeitet in
St. Petersburg, wo sie am 22. Dezember 2006 starb. Ihre unglaublich starke Musik hat etwas Archaisches.
Es ist eine Musik voller Zerrissenheit und doch bestimmt von religiöser Hoffnung. Erst in den 90iger Jahren
wurden Teile dieser Musik im Westen bekannt. Galina Ustvolskaya gilt als die geheimnisvollste russische
Komponistin, aber zugleich auch als die konsequenteste und kompromissloseste.

Gastveranstaltungen

- 07. 06. 2007     27. Ordentliche Jahresversammlung des Deutschschweizer Pen-Zentrums mit
anschliessender Lesung und Diskussion.

- 03. 07. 2007       Konzert für den Gönnerverein des EOS Guitar Quartet.  Es spielten Marcel Ege, Martin
 Pirktl, David Sautter, Michael Winkler
Ausschnitte aus „El circulo màgico“, einer Produktion entstanden in
 Zusammenarbeit mit „Flamencos en route“.

- 11. 11. 2007    Ich fliege mit Dir in das weite Land.  Der Anlass bot einen anregenden und bewegenden
musikalischen Streifzug mit Diana Petrova (Sopran), Tatjana Massalova von Gunten (Klavier) und Isolina
Kobel-Belova
(Volksballett). Die schöne Stimme Diana Petrovas kam voll zur Geltung im abwechslungsreichen,
gekonnt zusammengestellten Programm mit russischen melancholisch-traurig schönen, aber auch schwungvollen
Stadtromanzen von Bulakhow, Glinka,Gurilew, Rachmaninow, Rymsky-Korsakow, Tschaikowskij, Varlamov und
Volksliedern.- Russische Volkstänze ergänzten das musikalische Programm.

  - 16. 11. 2007   Eugen Doga, der moldawische Komponist und Pianist. Eine Veranstaltung der Vereinigung
„Freunde der Republik Moldova“ aus Anlass des 70. Geburtstages des Musikers, der in seinem Land grosse
Anerkennung geniesst: 2007 wurde zum „Jahr des Komponisten Eugen Doga“ ernannt. Der Geehrte sprach
über sein Leben und seine Musik und spielte auch immer wieder aus seinem reichen Repertoire vor. In einem
weiteren Umfeld ist Doga insbesondere als Filmmusikkomponist bekannt. Marina Karlin führte ein Gespräch mit ihm.

 

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Jahresbericht 2006
des Vereins OKNO – Fenster zur russischen Kultur

 

Zu den Zielsetzungen

Im Jahre 2006 setzte der Verein OKNO – Fenster zur Russischen Kultur seine Tätigkeit der Vermittlung und Förderung
russischer Kultur sowie der Unterstützung des Dialoges zwischen russischer und westeuropäischer Kultur fort. Im
Zentrum der Aktivitäten des Vereins stand nach wie vor die monatliche Veranstaltungsreihe. Diese  ermöglichte dem
gemischten schweizerisch-russischen Publikum den Einblick in die verschiedensten Facetten und Perioden der
russischen Kultur. An den Veranstaltungen nahmen Kulturschaffende aus Russland, der Ukraine, Georgien, Deutschland
und der Schweiz teil. Bei zahlreichen Gelegenheiten ist es dem Verein gelungen, russische und Schweizer
Kulturschaffende und Kulturinteressierte zusammen zu bringen. So entstanden auch neue Projekte. Ein ungewöhnlicher
Anlass war das literarische Kurzgeschichten-Pingpong  der zwei verwandten Geister der leisen Ironie Franz Hohler
und Wjatscheslaw Kuprijanow. Zwei Jubiläen wurden besonders gefeiert: der 100. Geburtstag von Dmitri
Schostakowitsch und der 75.  von  Sofia Gubaidulina.

Kulturvermittelung und Kulturförderung

Der Verein OKNO wirkte des Öfteren als Anlaufstelle für Kulturschaffende, die Auftrittsmöglichkeiten suchen sowie für
Personen und Institutionen, die sich für die russische Kultur engagieren bzw. kulturelle Anlässe mit Schwerpunkt
„Russland“ organisieren.   Das KulturAtelier wurde auch für Gast- und Fremdveranstaltungen geöffnet.

Mitglieder und Besucher

Mit Ausnahme des Sofia Gubaidulina-Abends, der am 30. April 2006 im Theater Rigiblick in Zürich durchgeführt wurde,
fanden die Anlässe ausschliesslich in den Räumlichkeiten des KulturAteliers an der Oberdorfstrasse 2 in Zürich statt.
Der Ort über den Dächern von Zürich hat eine besondere Anziehungskraft.

Organisation



 
Vorstandmitgliedglieder:                                             Organisation/Administration

Andreas Cincera (Musiker, Musikpädagoge)                        Arina Kowner
Marina Karlin (Physikerin, Journalistin)                                Maria Shevrekuko (Übersetzerin)
Arina Kowner (Kulturunternehmerin, Präsidentin)
Michail Schischkin (Schriftsteller)
Ulrich M. Schmid (Slavistikprofessor)
Sabine Witt (Kulturjournalistin)

Jahresrechnung

 

Mit der Zuwendung von CHF 59’000.-- durch Arina Kowner konnte ein Ergebnis von CHF 2848.12 erreicht werden.

Veranstaltungen

Im Jahre 2006 wurden zwei Jubiläen begangen, nämlich der 100. Geburtstag des Komponisten Dmitri Schostakowitsch
sowie der 75. der Komponistin Sofia Gubaidulina. - Ebenfalls gewürdigt wurde – in Zusammenarbeit mit der Botschaft
der Russischen Föderation - der Tag der Frau. Dies mit einer Fotoausstellung der Stellung der Frau in Russland und
zeitgenössischen Kompositionen von Frauen. Jungen russischen Musiktalenten aus St. Petersburg wurde die
Möglichkeit gegeben, ihr Talent einem Publikum in der Schweiz zu präsentieren. Wie bereits 2005 fanden auch
im letzten Jahr verschiedene literarisch-musikalische Veranstaltungen statt. Zwei Abende wurden der Poesie gewidmet.
Ralph Dutli gestaltete einen Abend mit seinen Neuübersetzungen von Gedichten von Joseph Brodsky und die zwei
wesensverwandten Lyrikerinnen Ilma Rakusa und Vera Petrova führten einen lyrisch-musikalischen Dialog.

Eine nähere Beschreibung der einzelnen Abendveranstaltungen finden Sie im Folgenden aufgelistet:

- 22. 01. 2006    Hommage an Dmitri Schostakowitsch und Sofia Gubaidulina - 2006 fand das 100- Jahre-Jubiläum
des grossen sowjetischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) statt und Sofia Gubaidulina (*1931),
eine führende Vertreterin der sowjetischen Neuen Musik, feierte ihren 75. Geburtstag. So begann OKNO das
Jubiläumsjahr mit einer Hommage an die beiden Komponisten. Die russischen Musiker Alexander Neustroev
(Cello), Dmitri Demjashkin (Klavier) und Oleg Lips-Roumiantsev (Bajan) interpretierten In Croce, Präludien und
De Profundis von Sofia Gubaidulina und die Cellosonate d-moll, op. 40 von Dmitri Schostakowitsch.

- 19. 02. 2006     Iwan Bunin – verfluchte Tage. Ein Revolutionstagebuch - Die renommierte Übersetzerin  
russischer Literatur Dorothea Trottenberg las aus dem von ihr übersetzten und im Herbst 2005 im Dörlemann-Verlag
erschienenen Band von Iwan Bunin. Darin sind seine autobiografischen Erfah-rungen aus den Jahren 1918-19 im
revolutionären Russland festgehalten. Bunins ablehnende Haltung gegenüber der Revolution kommt in diesem
Buch unverhüllt zum Ausdruck.  Die georgische Pianistin Tea Chkuaseli begleitete gekonnt den Abend am
Klavier und dies mit Werken von Komponisten, die wie Bunin ganz oder teilweise im Exil lebten (Igor Strawinsky,
Sergei Rachmaninow und Sergei  Prokofjew).

 - 08. 03. 2006     Musik und Fotografie - Am Tag der Frau präsentierte OKNO in Zusammenarbeit mit der Botschaft
der Russischen Föderation eine Vernissage des russischen Fotografen Viktor Kiselev mit einer Bilderserie, welche
russische Frauen in drei Lebensphasen und in drei sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen Situationen zeigte. Im
musikalischen Teil des Abends spielte die junge Schweizer  Pianistin Simone Keller ungemein ausdrucksstarke
Werke der grossen und im Westen kaum bekannten russischen Komponistin Galina Ustvolskaya (geb.1919) sowie
Klaviermusik von zeitgenössischen Schweizer Komponistinnen - Katharina Rosenberger (geb. 1949) und
Maria
Niederberger (geb. 1971).

- 30. 04. 2006     Sofia Gubaidulinas Galgenlieder (1966) - wurden im Theater Rigiblick gespielt und zwar im Rahmen
der Veranstaltungsreihe zum 100. Geburtstag von Paul Sacher. Dies, da die Werke der russischen Komponistin in der
Stiftung Paul Sacher vertreten sind. Der 15-teilige Zyklus für Stimme (Verena Barbara Gohl), Kontrabass
(Andreas Cincera) und Schlagzeug (Ivan Manzanilla) basiert auf den Texten des gleichnamigen Gedichtbandes
Christian Morgensterns. Die Musik interpretiert und reflektiert die vielschichtigen Bedeutungsebenen der Texte und
findet in theaterähnlichen Szenen eine neue Form. Die Galgenlieder sind ein Spiel mit der Sprache, entsprechend
sind die vielfältigen expressiven Klangbilder der sehr differenzierten  Musik.

- 12.  05. 2006    OKNO Vereinsversammlung  -   Diese hat  gemäss Statuten  zweijährlich zu erfolgen.
Anschliessend fand der äusserst interessante Vortrag des Vorstandsmitgliedes Ulrich M. Schmid statt.

Nach dem Komsomol - Politische Konzeptkunst unter Putin - Der Vortrag behandelte die Jugendpolitik
des Kremls der letzten Jahre mit ihren Bemühungen, eine patriotische und regierungstreue Jugendorganisation zu
schaffen, die innerhalb der russischen Gesellschaft für ein loyales politisches Klima sorgen soll. Nach verschiedenen
Misserfolgen einer traditionellen Jugendpartei und der skandalträchtigen Bewegung „Gemeinsamer Weg“ wurde 2005
mit beträchtlichen finanziellen Mitteln vom Kreml die streng hierarchische Organisation „Die UnsrigenNaschi“, mit
ihren dem sowjetischen Komsomol sowie der konzeptualistischen Kunst der 70iger und 80iger Jahre entnommenen
Strukturen, ins Leben gerufen.

- 28. 05. 2006   Was singt der Vogel im Käfig? Hin- und Her- Lesung mit Franz Hohler und  Wjatscheslaw
Kuprijanow
-  Zwei Meister des Genres spielten sich Kurzgeschichten zu. Ihr Blick auf die Skurrilitäten des Lebens
und ihre Fähigkeit, diese in kurzen Texten darzustellen, macht sie zu „Urenkeln“ von Daniil Charms.  Franz Hohler,
der „ phantastische Realist“ antwortete auf die Texte des „Anit-Utopisten“ Wjatscheslaw Kuprijanow mit eigenen Texten
und trug einige schweizerdeutsche Übersetzungen von Gedichten Kuprijanows vor. Es war ein künstlerischer Wettstreit
mit erfolgreichem Ausgang.

  - 30. 06. 2006  Wie es Euch gefällt. Eine Weisse Nacht mit russischer Klaviermusik -  Fünf Pianistinnen - zehn
Hände gestalteten den weiblichen Klaviermarathon mit russischer Klaviermusik aus zwei Jahrhunderten von der Romantik
bis zur Avantgarde. Es spielten  Elina Kaikova, Tamara Kordzadze, Kristine Stutidze, Tea Chkuaseli und Simone
Keller
. Sie interpretierten Werke von Mussorgskij, Tschaikowsky, Rachmaninow, Skrjabin, Strawinsky und Ustvolskaya
für zwei, vier und sechs Hände.   Die Musikerinnen aus Russland, Georgien und der Schweiz gestalteten diesen höchst
anregenden und spannungsreichen Anlass. Da zwei Musikerinnen Stipendiatinnen der Lyra Stiftung waren, wurde deren
Honorar von der Bank Vontobel AG unterstützt.

- 01. 10. 2006   Das Gesamtkunstwerk in der russischen Avantgarde: Prosagedicht, Grafik, Film -  Die Schweizer
Slavisten Ulrich M. Schmid (Ruhr-Universität Bochum) und Adrian J. Wanner (Pennsylvania State University) zeigten
anhand von unterschiedlichen Werken, darunter dem Prosagedichtalbum Klänge von Wassily Kandinsky, wie sich die Idee
des Gesamtkunstwerkes in der russischen Avantgardekunst konkret manifestiert. Insbesondere wurden auch Entwicklungs-
linien aufgezeigt, die von der Avantgarde zur Gegenwartskunst führen. Die multimedialen Vorträge wurden von einer Ausstellung
mit Werken des Moskauer Künstlers Eduard Steinbergs (*1937) begleitet, einem der grossen Vertreter der sowjetischen in-
offiziellen Kunst der 60iger – 80iger Jahre des 20. Jahrhunderts.

- 29. 10. 2006   Junge Klassik-Virtuosen aus St. Petersburg - Sechs Kinder und Jugendliche aus dem Lyzeum am Konser-
vatorium St. Petersburg spielten im Rahmen einer Schweizer Konzerttournee, organisiert und unterstützt von der Stiftung
St. Petersburg (CH), im KulturAtelier. Eine Begegnung mit  jungen Musiktalenten ist immer ein besonderes Erlebnis. Es
musizierten mit einem abwechslungsreichen, vielseitigen Programm Daria Korotkova (11 Jahre, Klavier), Elizaveta Tjun
(11 Jahre, Violine), Anna Markova (16 Jahre, Klavier), Kirill Tatschenko (17 Jahre, Cello), Sergei Dogadin
(18 Jahre, Violine) und Stanislav Tschernyshev (18 Jahre, Klarinette). Die Musikpädagogin Elena Djakova
begleitete sehr einfühlsam die Jugendlichen auf dem Klavier. Die Konzerttournee wurde von der kompetenten
Lyzeumsdirektorin Valentina Fedossejeva
betreut.

- 19. 11. 2006  Was braucht es für ein Wunder? - Der renommierte Übersetzer Ralph Dutli gestaltete einen Abend mit
seinen Neuübersetzungen von Gedichten Joseph Brodskys (1940 – 1996) aus dem Band „Brief in die Oase“ (2006).
Zehn Jahre nach Brodskys Tod erschien mit diesem Band die bisher umfangreichste deutschsprachige Sammlung von
Gedichten des russisch-amerikanischen Lyrikers, Essayisten und Literaturnobelpreisträgers, eine repräsentative Auswahl
aus allen seinen Gedichtbüchern von 1970 bis 1996. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf den hierzulande noch gänzlich
unbekannten testamentähnlichen Werken aus Brodskys letzten Lebensjahren. „Wer Brodskys Lyrik in Dutlis kongenialer
Übertragung liest, taucht in eine poetische Sprachwelt ein, die den Sinn nicht auf den Begriff reduziert, sondern eine eigene
Lautwahrheit begründet (NZZ).“

- 03. 12. 2006 Vera Pavlova und Ilma Rakusa im lyrisch-musikalishen Dialog - Zwei wesensverwandte Lyrikerinnen
trafen sich im KulturAtelier und tauschten Poetisches und Musikalisches aus. Die Schriftstellerin, Übersetzerin und Publizistin
Ilma Rakusa stellte Vera Pavlova vor. Die bekannte Moskauer Lyrikerin gehört der jungen Generation der „Dichterzunft“
(Cech poetov) Russlands an und führt zugleich eine grosse Tradition der russischen Dichterinnen des 20. Jahrhunderts fort,
vor allem jene Marina Zwetajewas. An diesem Abend standen Liebesgedichte im Mittelpunkt. Vera Pavlova las eine Auswahl
von Werken aus den letzten zwei Jahrzehnten. Ilma Rakusa trug die Übersetzungen ins Deutsche vor und antwortete mit
eigenen poetischen Texten aus den Bänden“ Ein Strich durch alles“ und“ Love after Love“. Die Lesung wurde durch
Vokalmusik Tschaikowskjis und Purcells begleitet (
Stimme – Vera Palova, Klavier  - Ilma Rakusa).$

 

Fremdveranstaltungen

- 17./18. 06. 2006  Der Verein Detskij Gorodok veranstaltete im KulturAtelier für Kinder und Jugendliche eine zweitägige
Veranstaltung mit zwei bekannten russischen Kinderschriftstellern Eduard Uspenskij und Andrej Usachev.

-  22. – 24. 06. 2006  Workshop von Frau Corina Peter über Hawaiianische Kultur und Sprache mit  Kahu
Kapi’ioho’okalani Lyons Naone
. Er kommt aus Kipahulu, Maui, Hawai’i,  ist ein hawaiianischer Kahuna, und lehrt
eine alte urhawaiianische Heilmethode, die Iluna A’e heisst und seit vielen Generationen innerhalb seiner Familie
weitergegeben wurde.

Gastveranstaltungen

-  07. 07. 2006   Konzert für den Gönnerverein des Eos Guitar Quartet mit den Musikern Marcel Ege, Martin Pirktl,
 David Sautter, Michael Winkler. Programm nach Ansage.