Jahresbericht 2013
14. Februar: Spezialarrangement mit dem Schauspielhaus für
"Kinder der Sonne"
Im Haus des Biochemikers Protassow arbeiten Künstler, Wissenschaftler
und Intellektuelle an der Vision einer besseren Zukunft, während vor den Türen
die Cholera grassiert. Von ihren Affekten, Sehnsüchten und unfreiwillig
komischen Neurosen besessen, existieren diese „Kinder der Sonne“ wie auf einem
fernen Stern. Maxim Gorki (1868-1936) schrieb das Stück 1905 während der
ersten Russischen Revolution in Gefangenschaft.
10. März: Studium - Liebe - Revolution. Studentinnen aus dem
Zarenreich an der Universität Zürich
Seit Mitte der 1860er Jahre kamen zahlreiche junge
Frauen und Männer aus dem zaristischen Russland zum Studium nach Zürich. Die
Universität Zürich war weltweit eine der ersten, die ein reguläres Frauenstudium
zuliess. Als lebendige Illustration lasen Karin Huser, Dr. phil.,
Historikerin, Autorin, und Hans Peter Treichler, Dr. phil., Historiker,
Autor, aus Karin Husers Buch "Eine revolutionäre Ehe in Briefen" (Chronos Verlag
2003). Der Anlass wurde musikalisch umrahmt vom Balalaika-Spieler Alexander
Ionov.
6. April: Schostakowitsch und die Lady; Lady Macbeth von Mzensk
und die Prawda Kampagne (mit Arzt und Musikkenner Rudolf P. Baumann)
Rudolf P. Baumanns Vortrag mit vielen Musikbeispielen führte
in die Oper "Lady Macbeth von Mzensk" von Dmitri Schostakowitsch (1906 - 1975)
ein, deren Première im Züricher Opernhaus am 7. April 2013 stattfand. Dr.
med. Baumann widmet sich seit 2001 musikwissenschaftlichen Studien an
der Universität Zürich und veranstaltet Musikpräsentationen zu wichtigen
Produktionen des Zürcher Musiklebens.
28. April: Zauber der russischen Romanzen
Die Musikform der Romanzen entstand im Mittelalter in
Spanien. Sie verbreitete sich als eine neue musikalisch-poetische Gattung in
Deutschland und Frankreich und nach den napoleonischen Kriegen auch in Russland.
Diana Petrova (Sopran), Elena Tomilova (Klavier), Sergey
Klichis (Bariton / Gitarre) und Georgij Modestov
(Klavier) präsentierten eben diese russische Romanzen im KulturAtelier.
10. Mai: Dmitri Schostakowitsch und seine 4. Sinfonie
(mit Peter Baumann)
Dmitri Schostakowitsch zog als Folge der ruinösen Kritik über seine Oper
Lady Macbeth von Mzensk im Januar 1936 in der Prawda, seine avantgardistische 4.
Sinfonie nach den Proben mit der Leningrader Philharmonie zurück. 1936 war die
Zeit des Beginns der grossen Säuberung, der unzählige Menschen zum Opfer fielen.
Die Partitur der 4. Sinfonie (c-Moll, op.43) ging während des Krieges
verloren. Sie konnte jedoch anhand der einzelnen Stimmen rekonstruiert werden.
Die Uraufführung fand in Moskau durch die Moskauer Philharmonie unter Kyrill
Kondrashin am 30. Dezember 1961 statt. Peter Baumann erläuterte es anhand
zahlreicher Musikbeispiele.
26. Mai:
Kunst und Kinder
- Ausstellung von Kinder- und Jugendbüchern aus der
Sowjetzeit Malerei und Musik für und mit Kindern
In der Sowjetunion hatte die künstlerische Förderung
von Kindern und Jugendlichen - neben dem Sport - einen hohen Stellenwert. Um
mehr über die musische Erziehung zu erfahren, gestalteten Elena Morozova,
Lehrerin für bildende und angewandte Kunst, die seit 2006 ein Kunstatelier für
Kinder und Erwachsene in Zürich führt, und Alexander Neustroev,
Solo-Cellist im Tonhalle-Orchester, eine Unterrichtsstunde mit Kindern von 4 -
14 Jahren und zwar ebenfalls zweisprachig.
30. Juni: Ich schenk Dir mein Herz
beim Tango. Tango littéraire à la russe
Tango - ein Lebensgefühl - geprägt von leidenschaftlicher, stark
rhythmischer Musik und Tanz - gedieh vor allem während der Goldenen
Zwanzigerjahre und zu Beginn der Dreissigerjahre des letzten Jahrhunderts. Von
Argentinien und Uruguay aus, eroberte er Europa. Es ertönten russische,
deutsche, italienische und südamerikanische Tangos, musikalisch interpretiert
von Igor Morosow und Boris Chnaider. Instrumental erklangen die
berühmten Tangos von Astor Piazolla. Dazwischen wurden von
Angelika-Ditha Morosowa Gedichte vorgetragen, die sich dem Thema widmen.
30. August:
La vie en rouge
Ensemble TaG: Mateusz Szczepkowski, Violine; Emanuel Rütsche, Cello;
Anna-Katharina Graf, Flöte; Heinrich Mätzener, Klarinette;
Simone Keller, Klavier; Martin Flüge, Schlagzeug; Sylvia Vadimova,
Mezzosopran; Laurent Cuniot, Leitung.
Im Zentrum dieses einmaligen Konzertes stand der Liederzyklus "La vie en
rouge" (1973) des russischen Komponisten Edisson Wassiljewitsch
Denissow. Sechs Schweizer Komponisten taten sich im Centre musical de la
Fondation Hindemith Chalet Lacroix (heute Hindemith-Musikzentrum der
Hindemith-Stiftung) zusammen, wie unter anderen Christian Henking und
Marianne Schroeder. Im 2003 kam Thüring Bräm als Gastkomponist dazu,
der gleichzeitig Organisator der Gruppe ist.
29. September: Moskau - Architektur und Städtebau als
Spiegel der Macht
Werner Huber, der an der ETH Zürich Architektur
studierte, in Moskau lebte und seit 2001 Redaktor bei "Hochparterre" ist, hielt
das Referat über die Stadtentwicklung von Moskau. Nach dem Zusammenbruch der
Sowjetunion hofften manche auf ein neues Russland - auch in der Architektur.
Moskau ist heute lebendiger und bunter als je zuvor, doch nur allzu oft wird
Altes durch Neues von zweifelhafter Qualität ersetzt.
26. Oktober: Romantische Klavierabend mit Diana Sahakian
(Gastveranstaltung)
Diana Sahakian, 1987 in Eriwan, Armenien geboren,
spielte Werke von Robert Schumann, Frédéric Chopin und Franz Liszt. Sahakian
studierte am Staatlichen Konservatorium Komitas in Eriwan und erwarb 2009 ihr
Diplom als Konzertpianistin. Seit 2009 studiert sie an der Hochschule für Musik
und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main, seit 2010 bei Frau Prof. Catherine
Vickers. Martin Hoch organisierte die Gastveranstaltung im KulturAtelier.
10. November: Zeitenwende - Iwan Bunins literarische Bilder vom
russischen Dorf um 1910
Iwan Bunin (1870-1953), der zuerst als Lyriker
erfolgreich war, wurde 1910 mit seiner Erzählung "Das Dorf" schlagartig auch für
seine Prosa berühmt. Zu Iwan Bunins 60. Todestag (8.11.1953), vermittelten die
Übersetzerin Dorothea Trottenberg und der Herausgeber Thomas Grob
in einer Lesung und Besprechung Ausschnitte aus den zuletzt erschienen Bänden
der Bunin-Werkausgabe des Dörlemann-Verlages, Zürich. Alexander Ionov
umrahmte den Anlass musikalisch und las ausgesuchte Texte auf Russisch.
30. November: Appassionata - Alena Cherny und ihr Film
Aufführung von Christian Labharts Filmportrait von
Alena Cherny mit anschliessendem Konzert der Pianistin. In 'Appassionata' wird
gezeigt, wie Alena Cherny sich den Lebenstraum erfüllt, der Musikschule ihres
Heimatortes einen Flügel zu schenken. Der Filmemacher Christian Labhart
begleitet die Reise der Pianistin und des Flügels mit der Kamera. Darauf folgte
eine Diskussion mit Alena Cherny, Christian Labhart und dem Produzenten Paul
Riniker.
15.
Dezember: Die aktuelle Situation in
Russland und ein Blick in den Kaukasus und nach Zentralasien
Peter Gysling, Moskau-Korrespondent SRF, sprach über
die aktuelle politische und wirtschaftliche Situation in Russland und
präsentierte Ausschnitte aus der siebenteiligen Dokumentarfilmserie, die er und
ein Team des Schweizer Fernsehens 2012 auf einer der nördlichen Routen der
legendären Seidenstrasse (von Venedig über den Kaukasus, durch Zentralasien bis
ins chinesische Xi'an) gedreht haben. Er schilderte, was sich seit dem
Zusammenbruch der UdSSR in den ehemaligen Sowjetrepubliken verändert hat und was
die Menschen dort heute besonders bewegt.
Arina Kowner, März 2014
Jahresbericht 2012
Bis Mitte Februar 2012 waren im Kunstmuseum Bern Teile von
Arina Kowners Sammlung von russischer und internationaler Kunst unter dem
Titel "Passion Bild" ausgestellt. Das Kino des
Kunstmuseums zeigte russische Filme, so auch "The Desert of Forbidden Art",
Arina Kowner gestaltete zahlreiche Führungen.
29. Januar: Moskauer Ensemble SCHERZO - Perlen russischer Musik
Die Veranstaltung fand anlässlich der Ausstellung "Passion Bild" im
Kunstmuseum Bern statt. Im sehr
speziellen Programm erklangen Perlen und Miniaturen der russischen Musik vom
18. Jahrhundert bis heute und zwar
entsprechend den Bildern in der Ausstellung. Es war eine musikalische Reise
durch die russische Kulturgeschichte. Begonnen
wurde mit geistlicher Musik (D. Bortnyansky, V. Zinowijew und S. Rachmaninow)
als spirituelle Brücke zu den in der Ausstellung gezeigten Ikonen. Dies, da die
Ikonenmalerei für die russische Gegenwartskunst – neben dem Werk von Kasimir
Malewitsch – die wichtigste Inspirationsquelle ist. Anschliessend spielten
Sergey Mushtakoff (Balalaika) und Alexey Lavrentyev (Bajan) Musik aus
der Zarenzeit mit Werken von A. Borodin, M. Mussorgsky, P. Tschaikowsky und A.
Ljadov. I. Stravinskys ‚Russkaja’ aus dem Ballett „Petruschka“
führte zur Musik der Sowjetzeit mit Werken von
A. Chatschaturjan, D. Schostakowitsch,
G. Sviridov und A. Schnittke.
1. März: Religiöse Motive in der inoffiziellen Kunst der Sowjetunion
Die Veranstaltung fand anlässlich der Ausstellung "Ein Stück Himmel auf
Erden. Ostkirchen in Zürich" im Stadthaus Zürich statt.
Prof. Bryner,
Titularprofessor für Osteuropäische Kirchengeschichte, sprach über die Situation
der Orthodoxen Kirche in der Sowjetunion. Während der kommunistischen Herrschaft
war Religion ein Tabuthema. Dies galt in Bezug auf alle Glaubensbekenntnisse.
Kunstschaffende, die religiöse Motive in ihre Kunst aufnahmen, waren von den
Künstlervereinigungen ausgeschlossen und damit ihrer Lebensgrundlage enthoben.
Anna Brouver
zeigte dies in Wort und Bild anhand von Leben und Werk von Marlen Spindler, der
unter der Sowjetideologie stark gelitten hatte und zeitweise im Gefängnis war,
und Arina Kowner
am Beispiel von Leben und Werk von Eduard (Edik)
Steinberg. Steinbergs Inspirationsquellen waren das Werk von Kasimir Malewitsch
und die Ikonenmalerei. Steinberg schrieb: "So entstand eine Formulierung meiner
inneren Überzeugung. Es ging mir darum, die mystischen Ideen des russischen
Symbolismus der 1910er Jahre und die künstlerischen Konzepte des Suprematismus –
genauer die Ideen Kasimir Malewitschs – nicht auseinanderzureissen, sondern zu
synthetisieren." Die geometrische Formen, die Steinberg verwendete, haben eine
religiöse Konnotation: das Dreieck: Dreifaltigkeit, Dreieinigkeit;
Kreis/Kugel: Himmel, Unendlichkeit, Ewigkeit; Quadrat: die Erde;
Kreuz: Unendlichkeit.
25. März: Das offiziell propagierte Bild Vladimir Putins
Die Kunsthistorikerin und Slavistin
Alexandra Engelfried, die an einer Dissertation "Vladimir Putin in Kunst und
Massenmedien" arbeitet, referierte über die achtjährige Amtszeit Vladimir Putins
von 2000-2008. Um das Bild Putins entstand damals ein breit angelegter und
interdisziplinär vernetzter Kult in den Bereichen von Kunst, Populärkultur und
nicht zuletzt in den immer stärker staatlich kontrollierten Massenmedien. Das
offizielle Image zeigte Putin in den unterschiedlichsten und zum Teil
widersprüchlichen Rollen: Zwischen Zar und Star, Demokrat und Autokrat, Sportler
und Sexsymbol, Heldenfigur oder Tierliebhaber ließ Putin keine Imageinszenierung
aus. In der offiziellen Darstellung sollte das Bild eines omnipotenten
Politikers entstehen, der für alle Bevölkerungsschichten
Identifikationsmöglichkeiten anzubieten hat. Es folgte eine äusserst angeregte
Diskussion.
22. April: Zwischen den Tischen
Das russische Schriftstellerehepaar
Olga Martynova und Oleg Jurjew lebt seit 1991 in Deutschland
(Frankfurt/Main). Beide schreiben in Russisch und Deutsch. Im Bernstein Verlag,
Göttingen, erschien Ende 2011 erstmals ein Essay-Band "Zwischen den Tischen" mit
Beiträgen beider Autoren. Die Texte entfalten in der dialogischen Präsentation
ihren besonderen Reiz. Die Biographien des Ehepaars ermöglichen eine ‚Innensicht
von Aussen’, die dem Leser und Zuhörer einen ebenso informativen wie
unterhaltsamen Einblick in die deutsch/russische Kultur- und Literaturgeschichte
bietet. An der Lesung präsentierten beide Autoren mit viel Humor Bräuche und
Situationen der ehemaligen Sowjetunion, die damals selbstverständlich waren und
heute kaum noch präsent sind, so Olga Martynova Der ewige Salat oder Oleg
Jurjew Über den Wunsch Fussballkommentator zu sein.
20. Mai: Musik und Poesie - Der
Keller der Erinnerungen
Im Mai feierte "Okno – Fenster zur
russischen Kultur" das zehnjährige Jubiläum. Das Programm des Anlasses war drei
KomponistInnen (Sofia Gubaidulina, Galina Ustvolskaya, Dmitri Schostakowitsch)
und der Dichterin Anna Achmatowa gewidmet, die alle unter der Sowjetideologie
schwer zu leiden hatten. Drei bei Okno bestens bekannte Künstler – die
Schauspielerin Maria Thorgevsky und die Musiker Alexander Neustroev
(Cello) und Dmitri Demiashkin (Klavier) – gestalteten die
Veranstaltung. Maria Thorgevsky rezitierte Gedichte von Anna Achmatowa
auf Russisch und Deutsch. Als Musik erklang von Dmitri Schostakowitsch „Für
Anna Achmatowa“ op. 143 Nr. 6, 1973 und die Cellosonate D-Moll op. 40, 1934, von
Sofia Gubaidulina die Präludien für Cello solo und von Galina Ustvolskaya
Grosses Duett für Cello und Klavier, 1959. Gubaidulina, Ustvolskaya und auch
Schostakowitsch stehen in der Geschichte der sowjetischen und russischen Musik
für Neuerung und Experiment – offiziellen Verboten und Verfolgungen zum Trotz.
Anna Achmatowas Leben war geprägt durch Verluste, Diffamierung und Verfolgung.
Der Titel der Veranstaltung gehört zu einem Gedicht von ihr.
22. Juni: Svetlana Mazoulevskaja und
Irina Polin –
Jugend in der Sowjetunion – Leben in der
Schweiz.
Gespräch und Vernissage
Wenn man russische Bekannte auf Ihre Kindheit und Jugendzeit in der Sowjetunion
anspricht, geht ein Strahlen über ihre Gesichter. Was machte diese Zeit so
besonders? In der Schulzeit wurde – neben sportlicher Tätigkeit – viel Gewicht
auf die musische Erziehung gelegt und neben der Schule wurde viel für Kinder
organisiert. Die am 22. Juni eröffnete Ausstellung der beiden Künstlerinnen
Svetlana Mazoulevskaja aus Saratov und Irina Polin aus Moskau,
zeigte, wie prägend ihre Kindheit und Jugendzeit für ihr künstlerisches Werk
ist. Beide sind in Russland – allerdings in sehr unterschiedlichen Gegenden und
Umständen – aufgewachsen und leben seit Jahren in der Schweiz, wo sie auch ihre
künstlerische Berufsausbildungen bekamen. Beide befassen sich in ihrer Kunst
intensiv mit ihrer Jugendzeit – setzen ihre Erinnerungen und Erlebnisse jedoch
auf sehr unterschiedliche Weise um.
16. September:
Nostalgie - Heimweh
Lieder des Heimwehs sibirischer Seeleute.
Multimediale Veranstaltung basierend auf dem Roman "El Nino" von Vsevolod
Bernstein
Nostalgie als Krankheit wurde als "Schweizer Krankheit" durch den
Schweizer Arzt Johannes Hofer im 17. Jahrhundert bekannt, da die Schweizer
Söldner besonders darunter litten.
Heimweh ist auch die Berufskrankheit der Seeleute. Dies hat der
Ozeanologe und Schriftsteller Vsevolod Bernstein auf seinen Fahrten auf
Meeres-Forschungsexpeditionen selbst hautnah miterlebt. In seinem Roman "El
Nino" beschreibt er auf eindrückliche Weise Leben, Arbeiten, Fühlen, Fantasien
und Träume – und eben das Heimweh der
Seeleute aus dem fernen Sibirien in den Gewässern vor Chile. Vsevolod Bernstein
las auf Russisch aus seinem Roman und Charly Locher auf Deutsch, den von ihm
übersetzten Text. Sergey Klichis sang russische und schweizerische
Heimatlieder, die vom Akkordeonisten Charly Locher und vom Pianisten
Georgij Modestov begleitet wurden. Zudem zeigte Vsevolod Bernstein
Videoaufnahmen und Filmausschnitte, die sich mit der Thematik befassen.
20. Oktober: Bach Reloaded
Die Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach in
aussergewöhnlicher Interpretation
Zwei grosse Musiker, der Pianist Alexey Botvinov und der
Multiinstrumentalist und Sänger Burhan Öçal, haben sich zu einer
Neuinterpretation der Goldberg-Variationen zusammengefunden. Bach hat
schon immer Musiker aller Richtungen zu innovativen Interpretationen inspiriert.
Die Kombination von Klavier und orientalischen Perkussionsinstrumenten ist
jedoch neu und einmalig. Der ukrainische Pianist Alexey Botvinov wurde
1997 durch seine Interpretation der Goldberg-Variationen für Heinz Spoerlis
Ballet bekannt. Seither ist er ein weltweit gefeierter Pianist. Burhan Öçal,
der wohl bekannteste Darbuka Spieler und Weltmusiker des Orients, verehrt die
Musik Bachs und hat sich die Aufgabe gestellt, mit fein abgestimmten
Improvisationen, die Goldberg-Variationen einem neuen, auch jüngeren Publikum zu
erschliessen. Das sehr zahlreich erschienene Publikum nahm das Konzert mit
Begeisterung auf.
4. November: Musik der Perestroika - Klavierrezital Ivan Sokolov
Der Pianist und Komponist Ivan Sokolov spielte und moderierte in
deutscher Sprache ein Programm mit Werken aus der Zeit von Perestroika und
Glasnost von Komponisten, die hierzulande –
mit wenigen Ausnahmen – unbekannt sind:
Nikolai Karetnikov, Alexander Wustin, Faradj Karaev, Alexander Raskatov, Dmitri
Smirnov, Elena Firsova, Sofia Gubaidulina, Nikolai Sidelnikov, Edison Denisov
und Ivan Sokolov. Dieses Programm eröffnete den immensen musikalischen Kosmos
Moskau am Ende des 20. Jahrhunderts, welcher vom Publikum mit grossem Interesse
aufgenommen wurde. Ivan Sokolov schätzte es sehr, mitten in Bildern der gleichen
Periode spielen zu können – es entstand
eine künstlerische Verwandtschaft. Das Konzert wurde in Zusammenarbeit mit
Culturescapes Moskau organisiert.
7. November: Russlands Umbruch und seine Kunst
Die Kunstgruppe Küsnacht unter der Leitung von Bettina Stahel besuchte das
KulturAtelier, um einen Einblick in die Sammlung von russischer zeitgenössischer
Kunst von Arina Kowner zu bekommen. Diese erläuterte, wie die Sammlung seit 1988
entstand und sich bis heute weiter entwickelte. Dabei ging sie auf die äusserst
prekäre Situation der 'Untergrund Künstler' –
die nicht in einer Künstlervereinigung aufgenommen wurden
– ein. Diese mussten einem Broterwerb
(z.B. Heizer) nachgehen, um nicht als Parasiten kriminalisiert zu werden. Sogar
die Malutensilien Geschäfte waren für sie verschlossen. Die Künstler halfen sich
gegenseitig, um überleben zu können. In den 1980er und 1990er Jahre war das
Studio 50 A des renommierten Fotografen Sergei Borisov der Treffpunkt für
Künstler aus Leningrad und Moskau. Hier lernte Arina Kowner Maler, Fotografen,
Musiker und Schauspieler kennen. Es war für sie eine bis dahin unbekannte Welt
der Kunst, die sofort ihr Interesse weckte. Die Wände des Studios waren von oben
bis unten mit Bildern behangen. Hier tätigte Kowner ihre ersten Bildankäufe. Zum
Abschluss zeigte sie eine DVD über die Ausstellung im Kunstmuseum in Bern.
2. Dezember: Beresina - Gedenkanlass zu 200 Jahre Russlandfeldzug Napoleons
Der Rückzug und die Überquerung der Beresina - Kampf der Schweizer Söldner
Napoleon zog im Juni 1812 mit rund 500'000 Soldaten, 200'000 Pferden, Kanonen
und Karren von Königsberg nach Moskau. Die 1300 km wurden in 90 Tagen von dem
etwa 100 km langen Heereszug zurückgelegt. Nachdem die Moskauer ihre Stadt
selbst angezündet hatten, wurde die "Grande Armée" zum Rückzug gezwungen. Diese
Kampfmaschinerie wurde nach und nach aufgerieben durch Kampfhandlungen, Hunger,
Krankheit, Erfrierungen und Erschöpfung. Schliesslich kehrten noch 18'000 Mann
– grösstenteils krank, verstümmelt und
psychisch geschädigt – zurück.
Beteiligt waren vier Schweizer Regimenter mit rund 8000 Soldaten, von denen noch
etwa 400 lebend zurückkehrten. Sie hatten den Auftrag, den Rückzug über die
Beresina zu sichern. Überall wo der Schlachttross vorbeizog, hinterliess er
totale Verwüstung. Heinz Horat, Direktor des Historischen Museums Luzern,
moderierte die Veranstaltung. Ruth Estermann sprach über die Schweizer
– es zogen auch viele Frauen und Kinder mit
– im Feldzug. Neben einem Film zum
Beresina-Geschehen wurden Ausschnitte aus dem russischen 'Krieg und
Frieden-Film' von Sergej Bondartschuk gezeigt. Die Veranstaltung
wurde umrahmt von Musik aus jener Zeit auf damals gebräuchlichen Instrumenten
und Liedern des Heimwehs. Es sangen und spielten Christine Lautenburg und
Jana Vassilenko sowie Markus Maggiori, der auch den Abend mit dem
Spiel auf der Landsknechttrommel eröffnete.
Arina Kowner, Juni 2013
Jahresbericht 2011
Verein Okno – Fenster zur
russischen Kultur
Zielsetzungen
Der Verein setzte seine Förderungs- und Vermittlungstätigkeit russischer Kultur
fort.
Der Dialog zwischen russischen und westlichen Kulturschaffenden und
Kulturinteressierten ist sehr erfreulich. Vermehrt traten russische
Kulturschaffende zusammen mit schweizerischen und Künstlern anderer Nationen
auf. Es fanden 10 Veranstaltungen statt, wobei eine in Zusammenarbeit mit der
Stiftung akku Emmen in Emmenbrücke.
Kulturvermittlung
Der Verein ist eine Drehscheibe, Auskunfts- Anlauf- und Vermittlungsstelle für
die unterschiedlichsten „russischen“ Anliegen geworden.
Mitglieder und Besucher
Der Verein zählt rund 80 Mitgliedschaften und es kamen gut 1000 Besucher an die
Veranstaltungen. Die Eröffnung der Ausstellung Passion Bild im Kunstmuseum Bern
war außerordentlich gut besucht und auch der Ausstellungsbesuch war sehr
erfreulich.
Veranstaltungsorte
KulturAtelier, Akku Kunstplattform Emmenbrücke und das Kunstmuseum Bern für die
Ausstellung Passion Bild und ein Konzert
Organisation
Vorstandsmitglieder:
Maria Chevrekouko (Philologin/Dozentin), Andreas
Cincera (Musiker/ Musikpädagoge), Marina Karlin (Journalistin),
Arina Kowner (Kulturunternehmerin), Michail Schischkin (Schriftsteller), Ulrich
M. Schmid (Professor für russische Kulturgeschichte)
Organisation/Administration: Arina Kowner mit Aushilfen bei den
Veranstaltungen
Jahresrechnung
Das Defizit im Betrage von Fr. 58'000.-- wurde
wiederum von Arina Kowner übernommen.
Siehe auch Erfolgsrechnung, Bilanz und Revisionsbericht im Anhang.
Veranstaltungen
16. und 17. Januar: Hürden und Hoffnungen
Peter Gyslin, Moskau-Korrespondent von Schweizer Radio DRS und Schweizer
Fernsehen berichtet über Aktuelles aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik aus
der Russischen Föderation und der Gemeinschaft unabhängiger Staaten. Peter
Gysling sprach über die enormen menschlichen, gesellschaftlichen und politischen
Herausforderungen, denen die Bürger seit der Auflösung der UdSSR
gegenüberstehen. Sehr gut besuchter Anlass, so dass er zweimal durchgeführt
werden konnte.
6. März: Ans Ende der Welt – Iwan Bunins
Reisebilder und frühe Erzählungen
Die Übersetzerin Dorothea Trottenberg und der Herausgeber Thomas Grob
besprechen und lesen aus Iwan Bunins Am Ursprung der Tage und Der Sonnentempel.
Die georgische Pianistin Tea Chkuaseli umrahmt die Veranstaltung
musikalisch mit Werken des hier selten gehörten russischen Komponisten Nikolai
Medtner und von Sergei Rachmaninow.
10. April: Nikolai Gogol - Von Mänteln und Nasen
Eine literarisch-musikalische Anspielung
Der Slavist und Gogol Spezialist Urs Heftrich führt durch Gogols
seelisches Labyrinth mit Kostproben aus seinem Prosawerk (Newski Prospekt, Der
Mantel, Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen, Iwan Fjodorowitsch Schponka etc.) und
der Pianist und Komponist Gilead Mishory begleitet die Veranstaltung mit
Musik (auch seine eigene), die durch Gogols Texte inspiriert wurde: Sergei
Prokofiev, Alfred Schnittke, Dmitri Schostakowitschs.
Die Slavistin Maria Chevrekouko liest die russischen Textausschnitte.
8. Mai: Russland und Spanien – Ein musikalischer Pas
de Deux?
Paralleen und gegenseitige Inspiration von russischer
und spanischer Musik im 19. und 20. Jahrhundert. Dazu trug 1845 Michail Glinkas
Spanienreise und seine Bearbeitung spanischer Volksweisen bei. So wurde der
Vater der russischen „Nationalmusik“ zum Wegweiser für seine russischen und
spanischen Kollegen. Die Musikwissenschafterin Cristina Urchueguia
erläutert die Thematik und die bekannte spanische Pianistin Maria Luisa
Cantos spielt Werke von spanischen und russischen Komponisten (Salvador
Brotons, Enrique Granados, Sergei Prokofiev und Alexander Skrjabin)
18. Juni: Ein Blumenstrauss für Sofia
Gubaidulina zum 80igsten!
An einer Feier zum achtzigsten Geburtstag der grossen
russischen Komponistin Sofia Gubaidulina im Rahmen einer Weissen Nacht spielen
der Kontrabassist Andreas Cincera und der Akkordeonist und Komponist
Oleg Lips-Roumantisev Werke der Jubilarin, von Dmitri Schostakowitsch und
von Oleg Lips-Roumiantsev. Andreas Cincera rezitiert Gedichte von Christian
Morgenstern, dem Lieblingsdichter von Sofia Gubaidulina.
18. September: Bündner im Russischen Reich – Paul Juon
Bündner Komponist in Moskau
In der Zeit zwischen 1760 und 1940 sind mehr als 1300
Bündner ins Russische Reich ausgewandert. Dora Lardelli, Mitbegründerin
des Kulturarchivs Oberengadin, sprach zu den Gründen, der Herkunft der
Auswanderer und wie sie im fremden Land lebten. Ueli Falett, der
Geschäftsführer der Paul Juon Gesellschaft, widmet seine Ausführungen dem in
Moskau aufgewachsenen Komponisten Paul Juon (1872-1940) und erzählt auch
über dessen Bruder den Kunstmaler Konstantin Juon (1875-1958), der noch
heute in Russland sehr angesehen ist.
6. Oktober: Weisse Nächte in St. Petersburg
Eine Zusammenarbeit mit der Stiftung akku Emmen in
Emmenbrücke anlässlich der Ausstellung des Künstlers Alois Lichtsteiner
in der Kunstplattform akku: Weisse Nächte in St. Petersburg . Die bekannte
Pianistin Simone Keller spielte Werke von Galina Ustvolskaya (1919-2006):
Klaviersonaten 1, 5 und 6 sowie aus den Aphorismen op. 13 von Dmitri
Schostakowitsch. Alois Lichtsteiner, dessen Werke in der Sammlung von Arina
Kowner vertreten sind, sagt, dass er in seinem Werk Ustvolskayas Musik hört und
in ihrem Werk seine Malerei sieht: eine Seelenverwandtschaft.
2. November: Kunst und Gesellschaft in
der Perestroika und im Postkommunismus
Vortrag des Slavisten Ulrich Schmid und
anschließendes Gespräch mit den Kunsthistorikern Sandra Frimmel und
Matthias Frehner. Die russische Gegenwartskunst hat ihre Wurzeln im
‚Underground’ der sechziger und siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts.
Begriffe wie Soz-Art, inoffizielle und nonkonformistische Kunst oder eben
Untergrundkunst definieren das Schaffen von Künstlern, die sich der sowjetischen
Ideologie des sozialistischen Realismus entzogen.
Ausstellung
2. Dezember: Eröffnung der Ausstellung
Passion Bild – Russische Kunst seit 1970 im Kunstmuseum Bern
Vom 3. Dezember 2011 bis 12. Februar 2012
zeigte das Kunstmuseum Bern Teile von Arina Kowners Sammlung russischer Kunst
verbunden mit Werken westlicher Künstler. Seit 1988 reiste die Sammlerin des
Öftern nach Russland und verkehrte in den Kreisen inoffizieller Künstler, deren
Werke sie interessierte und die sie zu erwerben begann. So entstand eine
Sammlung von 49 Leningrader und Moskauer Künstlern von den 1960er Jahren bis
heute. Die beiden Städte waren die künstlerischen Zentren, in denen sich
Künstler aus der ganzen Sowjetunion zusammenfanden. Sie hatten eine je eigene
Kunstentwicklung mit unterschiedlicher Thematik und Bildsprache.
11. Dezember: Musikalischer Adventskranz
Am Konzert im Kunstmuseum Bern spielten der Cellist
Alexander Neustroev und der Akkordeonist Oleg Lips-Roumiantsev
Werke von Sofia Gubaidulina, Sergei Prokofiev, Sergei Rachmaninow, Dmitri
Schostakowitsch und Rodion Schtschedrin. Diese Komponisten erlebten – ebenso
wie die inoffiziellen bildenden Künstler der Sammlung – die Sowjetzeit und
litten unter der rigiden Sowjetideologie. Oft unterlagen ihre Werke einem
Aufführungsverbot. Sofia Gubaidulina ging ins Exil nach Deutschland.
Text des Kunstmuseums Bern zur Ausstellung Passion Bild
Ab dem 3. Dezember 2011 gewährt das Kunstmuseum Bern unter dem Titel
„Passion Bild – Russische Kunst seit 1970“ Einblick in Arina Kowners
umfangreiche Sammlung russischer Gegenwartskunst mit über 200 Werken von 49
Künstlern. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt in der Zeit von Glasnost und
Perestroika und ist damit eine kunsthistorische Dokumentation dieser
gesellschaftspolitisch einmaligen Epoche. Leningrad und Moskau waren die beiden
künstlerischen Zentren, in denen sich Künstler aus der ganzen Sowjetunion
zusammenfanden. Die beiden Städte hatten je eine eigene Kunstentwicklung:
Thematik und Bildsprache sind sehr unterschiedlich. Da ist es interessant, dass
sowohl „Leningrader“ als auch „Moskauer“ Künstler in der Sammlung vertreten
sind. Bei den in Moskau wirkenden Kulturschaffenden ist erkennbar, dass
einerseits eine gewisse Öffnung – auch dank dem Interesse von ausländischen
Diplomaten – möglich war, andererseits jedoch die nähe zum Kreml die Künstler in
den Untergrund drängte. Die Leningrader Kunst liess sich vom offiziell gezeigten
Bestand der Ermitage und vom täglichen Leben inspirieren und ist für den Westen
oft schwierig lesbar. Zumeist ist sie provokativer und noch ironischer als die
Moskauer Kunst.
Die Ausstellung zeigt zum Einen bekannte russische Nonkonformisten, die den
sozialistischen Realismus ablehnten und bis 1989 Untergrundkünstler waren.
Darunter Werke von Grisha Bruskin, Erik Bulatov, Ilya Kabakov, Vladimir Nemukhin,
Dmitri Prigov, Edik Steinberg und Anatoli Zverev. Zum Andern werden in der
Schweiz noch wenig bekannte Leningrader Künstler gezeigt. So Werke von Sergei
Bugaev, genannt Afrika, oder Timur Novikov, der Zentralfigur der Lenin-grader
Kunstszene und Gründer der „Neuen Akademie der Schönen Künste“. Dann gibt es
Objekte des grossen Provokateurs Vladislav Mamyshev, der sich Monroe nennt, und
auch als solche auftritt. Und zum Dritten zeigt die Ausstellung Arbeiten
westlicher Künstler aus der Sammlung Kowner (u. a. Joseph Beuys, Alois
Lichsteiner, Robert Mangold, Giulio Paolini, Markus Raetz, Andy Warhol), die mit
den russischen Exponaten in Dialog treten.
Tätigkeitsbericht Januar – Juni 2010
12. Januar: Gastveranstaltung von Greater Zurich: Ein
ausserkalendarisches Fest
oder ein Grund nochmals zu feiern. Eingeladen war der Women Business Club
mit
russischen und schweizerischen Damen. Thema: Schweizer Brauchtum. Referentin:
Marina Rumjanzewa.
24. Januar: Wenn Worte zaubern können …
Kindergedichte von Daniil Charms und Oleg Grigorjew
mit Alexander Nitzberg (Lyriker, Übersetzer, Rezitator) und Alexander
Ionov
(Balalaika-Solist).
Alexander Nitzberg trägt die von ihm übersetzten Gedichte auf Russisch und
Deutsch vor
und Alexander Ionov improvisiert mit seiner Balalaika musikalische Antworten.
4. Februar: Klavierduo Adrienne Soòs und Ivo Haag: Diese Veranstaltung ist
Werken
mit zwei Klavieren gewidmet, weshalb sie im Jecklin Forum stattfindet. Programm:
J. S.
Bach – György Kurtag: zwei Choralvorspiele; Arthur Honegger: Symphonie Nr. 3
„Symphonie liturgique“: Fassung für 2 Klaviere von Dmitri
Schostakowitsch (Geschenk
von Pascal Honegger); Sergei Rachmaninow: Suite Nr. 2 für 2 Klaviere.
6. März: Klavier Rezital von Alexey Botvinov
Programm: J. S. Bach Goldberg-Variationen in der Fassung ohne
Wiederholungen, wie
sie auch Glenn Gould gespielt hat; Sergei Rachmaninow Sonate Nr. 2 in b-Moll,
Version
von 1931.
18. April: Wechsel der Töne: A. S. Puschkins Versroman „Jewgenij Onegin“
und W.
A. Mozarts Klavierkonzert G-Dur (KV
453) als polyphone Texte. Vortrag von Prof.
Dr. Jochen-Ulrich Peters zum Thema „Die Musikalität in Puschkins
Versroman und die
musikalische Poesie in Mozarts Klavierkonzert – Wechsel der Töne!“
Ilya Grubert (Violine) und Alena Cherny (Klavier). Die einzigen
Violinsonaten von
Brahms entstanden zwischen 1878 und 1887. Es sind reife Werke eines gereiften
Komponisten. Sie wurden von den beiden Musikern
herausragend interpretiert und sind
in der Zwischenzeit von ihnen für Sony Classical aufgenommen worden.
30. Mai:Schreiben in der Schweiz: Christian Haller und Michail Schischkin.
Lesung
(unveröffentlichte Texte) und Gespräch moderiert von Christa
Baumberger. Die
Übersetzung des Textes von Schischkin las der Übersetzer Andreas Tretner. Zu
den
Solothurner Literaturtagen erschien die vierte Ausgabe von Viceversa Literatur,
dem
Jahrbuch der Literaturen in der Schweiz. Die Autoren gaben Einblick in noch
unveröffentlichte Texte.
16. Juni: Vereinsversammlung mit den Jahresberichten und -Rechnungen der Jahre 2008 und 2009.
Zürich im Juni 2010
Arina Kowner
Jahresbericht 2009
Verein Okno – Fenster zur
russischen Kultur
Zielsetzungen
Der Verein setzte seine Förderungs- und Vermittlungstätigkeit
russischer Kultur verstärkt fort. Der Dialog zwischen russischen und westlichen
Kulturschaffenden und Kulturinteressierten wurde immer bedeutender. Vermehrt
traten auch russische zusammen mit schweizerischen oder deutschen Künstlern
auf. Es fanden 12 Veranstaltungen, zwei Ausstellungen und im Dezember die
Buchvernissage von „Passion Bild“
zusammen mit einer Ausstellung statt .
Kulturvermittlung
Der Verein ist zur
Drehscheibe, Auskunfts- Anlauf- und Vermittlungsstelle für die
unterschiedlichsten „russischen“ Anliegen geworden.
Mitglieder
und Besucher
Der Verein zählt
rund 80 Mitgliedschaften und etwa 1000 Besucher.
Veranstaltungsorte
Das KulturAtelier
und der Ausstellungsraum an der Oberdorfstrasse 2.
Vorstandsmitglieder:
Maria Chevrekouko
(Philologin/Dozentin), Andreas Cincera (Musiker/ Musikpädagoge), Marina Karlin
(Journalistin), Arina Kowner (Kulturunternehmerin), Michail Schischkin
(Schriftsteller),
Organisation/Administration:
Arina Kowner mit
externen Fachkräften für die kunsthistorische Aufarbeitung und Präsentation
russischer Kunst.
Das Defizit im
Betrage von Fr. 64'936.75 wurde wiederum von Arina Kowner übernommen.
Bis 26. Januar:
Ausstellung Moskauer Konzeptualisten.
24. Januar: Phantasiegeschichten
von
und mit Maria Thorgevski und Dan
Wiener. Die
29.
Januar: Ausstellungseröffnung Leningrader Kunst der Wendezeit
mit
Sergei Bugaev
22.
Februar: Leningrader Kunst der Wendezeit eine
Veranstaltung mit den Zeitzeuginnen
1.
März: Anatol von Steiger – Dieses Leben
mit
und von Felix Philipp Ingold (Kulturwissenschafter), Moderation: Ulrich
M. Schmid (Prof. russische
Kulturgeschichte), Lesung der russischen Texte: Maria
Chevrekouko (Philologin). Felix Philipp Ingold erarbeitete eine
Gesamtausgabe in Russisch und Deutsch des lyrischen Werkes von Anatol von
Steiger (Ammann Verlag).
29.
März: „Nur wer die Sehnsucht kennt …“:
Dies ist das Leitmotiv der neuen CD von Jana Vassilenko. Enthalten sind Volkslieder, Romanzen, Chansons und
zeitgenössisches Singer-Songwriter-Schaffen aus Russland.
Konzert mit CD – Taufe. Ausführende: Jana
Vassilenko (Sängerin/Musikproduzentin), Ivan
Petuchov (Gitarrist), Igor Bogoev (Perkussionist),
Georgij Modestov (Pianist).
19.
April: Wölkchen in Hosen – Wladimir Majakowski
mit
Alexander Nitzberg (Lyriker/Übersetzer/Rezitator)
und Simone Keller (Pianistin). Dieses
Poem, welches Nitzberg übersetzte und rezitierte, nannte Majakowski
„Katechismus der modernen Kunst“. Simone Keller begleitete die Rezitation
auf dem Klavier mit der starken Musik von Galina Ustvolskaja.
9.
Mai: Klavierabend mit Alexey
Botvinov, der mit
hier praktisch unbekannter ukrainischer Musik von Jan
Freidlin (* 1944) und Alemdar
Karamanov (* 1934) brillierte. Dazu kamen vier
Präludien von Sergei Rachmaninow und Chaconne von
J. S. Bach/ F. Busoni.
6.
Juni: Sergei Dovlatov – russischer Kultautor:
eine
lange Naht mit Literatur und Musik. Ausführende: Franziska
Stöcklin (Übersetzerin von „Der
Kompromiss“), Dorothea Trottenberg (Übersetzerin
von „Der Koffer“), Hans R. Rüegg (Übersetzer von „Die
Zone“), Oleg Lips (Akkordeonist/Komponist),
Moderation: Ulrich M. Schmid. Sergei
Dovlatov (1941-1990) war ein Unangepasster, der nach einem schwierigen Leben in
der Sowjetunion 1978 endlich nach USA auswandern konnte.
17.
Juni: Buchvernissage: Auf der Datscha – der Inbegriff des russischen Sommers. Autorin und Herausgeberin dieses Buches – einer Kulturgeschichte der
Datscha seit Peter I. -(Doerlemann Verlag 2009), ist Marina Rumjanzewa, die das Buch auch präsentierte. Die Veranstaltung
erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Eiger Stiftung.
20.
September: Begegnung mit Swetlana Geier. Die
herausragende Kulturvermittlerin und Übersetzerin russischer Literatur präsentierte
ihre neueste Dostojewskij-Übertragung, den Roman „Der
Spieler“
(Ammann Verlag 2009). Das sehr zahlreich erschienene Publikum war begeistert
von der breite und Tiefe des intellektuellen Horizontes Swetlana Geiers und von
der intensiven Ausstrahlung ihrer Persönlichkeit.
17.
Oktober: Gastveranstaltung von Svetlana Startsteva
15.
November: Animationskunst aus Moskau mit Andrei Ushakov,
Animations- und Bildender Künstler aus Moskau,
und Otto Alder Animationskünstler
und Dozent (Kunsthochschule Luzern).
11.
Dezember: Musikalische Raritäten zum Jahresausklang
mit Igor Morosow (Bariton), Alena
Cherny (Klavier), Una Prelle
(Harfe). Igor Morosow gestaltete ein Programm mit heiterer deutscher,
italienischer und russischer klassischer Musik (Anton Rubinstein und Dmitri
Schostakowitsch) und russischen Volksliedern.
21.
Dezember: Buchvernissage „Passion Bild“
und
Ausstellung. Präsentation des von Arina Kowner herausgegeben Buches
über russische Kunst. Erster Teil: Entwicklung der russischen Bildkünste von
Peter dem Grossen bis zur heutigen Situation. Zweiter Teil: Beschrieb der
Sammlung von 43 zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern aus Moskau und
Leningrad/St. Petersburg mit Werken
von 1970 – 2008. 210 Abbildungen.
Künstlerförderung
Wiederum wurde das KulturAtelier gerne als Übungsort von Musikern
genutzt.
Arina Kowner
____________________________________________________________________________________________________________________
Jahresbericht 2008
Verein Okno – Fenster zur russischen Kultur
Zielsetzungen
Der Verein setzte seine Förderungs- und Vermittlungstätigkeit
russischer Kultur verstärkt fort. Wichtig war der Dialog zwischen russichen und
westlichen Kulturschaffenden und Kultur-interessierten. Es fanden neun
Veranstaltungen statt, wobei der Südkaukasus ein Schwerpunkt war mit zwei
Veranstaltungen und einer vierzehntägigen Kulturreise nach Armenien. Im
Ausstellungsraum wurden vier Ausstellungen mit
zeitgenössischer russischer Kunst aus der Sammlung von Arina Kowner präsentiert.
Kulturvermittlung
Der Verein wird immer häufiger zur Auskunfts- Anlauf- und
Vermittlungsstelle für die unterschiedlichsten „russischen“ Anliegen.
Mitglieder und Besucher
Der Verein zählt rund 70 Mitgliedschaften und über 1000 Besucher
Das KulturAtelier und der Ausstellungsraum an der Oberdorfstrasse 2 und für
eine Veranstaltung das Jecklin Forum in Zürich.
Organisation
Vorstandsmitglieder: Andreas Cincera (Musiker/
Musikpädagoge), Marina Karlin (Journalistin), Arina Kowner
(Kulturunternehmerin), Michail Schischkin (Schriftsteller), Ulrich M. Schmid (Slavistikprofessor),
Maria Shevrekouko ((Dozentin/Übersetzerin)
Das hohe Defizit im Betrage von Fr.81'278.15 wurde von Arina Kowner übernommen.
Veranstaltungen
12. Januar: Der Heckrubel – Der Wunderrubel, der bei Wohlverhalten in
die Tasche des Besitzers zurückkehrt. Eine Veranstaltung für Gross und Klein
nach einem Märchen von Nikolai Lesskov. Ausführende: Elena Krasotkina
(Schauspielerin) und Valentin Strub (Akkordeon).
24. Februar: Vladimir Putin: Das Porträt des Präsidenten zwischen
Kunst, Kult und Kommerz mit Alexandra Engelfried (Kunsthistorikerin/Slavistin)
und Ulrich M. Schmid (Slavistikprofessor). Der Putin-Kult und die ganze
Vermarktung des Präsidentenbildes wurden in Russland zu einem festen
Bestandteil von Gesellschaft, Kultur und Politik.
28. Februar: Ausstellungseröffnung mit Leningrader Künstlern: Sergei Bugaev
<Afrika> und Babakhan Badalov <Babi>.
11. April: Puschkins Gedichte in der russischen Musik: Eine
literarisch-musikalische Begegnung mit Diana Petrova (Sopran), Elena Tomilova
(Klavier) und Ursula Frischknecht (Sprecherin). Bis heute ist Puschkin
der vereehrteste Dichter und Schriftsteller Russlands.
20. Mai: Misha Alperin (Jazzpianist): Stories for a Lonely Piano: “Ich
möchte Barrieren und Grenzen nicht nur geographisch und historisch
durchbrechen, sondern auch musikalisch.“Dieser Anlass fand im Jecklin Forum
statt.
3. Juli: Ausstellungseröffnung mit Künstlern der Gruppe „Medizinischen
Hermeneutik“: Sergei Anufriev, Yuri Leiderman und Pavel
Pepperstein.
6. Juli: Moskauer Quartett Scherzo: Russische Orchestermusik von vor und nach
der Revolution gespielt auf russischen Volksmusikinstrumenten.
Alle Stücke wurden für das Ensemble Scherzo arrangiert und transkribiert. Ausführende:
Sergey Mustakoff (Balalaika Prima), Svetlana Stolyarova (Domra
Alto), Alexey Lavrentyev (Bajan), Andrey Tatarinets (Balalaika
Kontrabass).
18. September: Ausstelllungseröffnung: Russische Künstler in der innern
Emigration:Vladimir Jakovlev, Vladimir Nemukhin, Vadim Sidur, Edik Steinberg,
Oleg Vassilev und Anatoli Zverev. Eine Ausstellung im Rahmen der
Veranstaltungsreihe „Russisches Haus in der Schweiz.
21. September: Armenien im Spiegel seiner Kultur: Das Land der Steine.
Ausführende: Lusine Aghakhanyan (Referentin) und Sona Shaboyan
(Klavier).
28. September – 12. Oktober: Kulturreise Armenien: Rundreise geführt
von armenischen Spezialisten: Jerewan – Sardarapat - Garni – Gueghard –
Hovhannavank – Saghmosavank – Amberd – Acnaschen – Etschmiadsin –
Zvartnots – Khor – Virap – Areni – Noravank – Vaik -Jermuk –
Gndevank - Selim – Noradus- Halbinsel
Sewana – Haghartzin – Alaverdi – Odzoun – Haghpat – Sanahin –
Alaverdi – Jerewan.
2. November: Pulverfass Kaukasus: Kulturgeschichte – Nationalismus –
Territorialansprüche mit Ulrich M. Schmid (Professor für russische
Kulturgeschichte) und Alain Marendaz (Schweizer, der bis zum Augustkrieg
in Georgien lebte). Der russisch-georgische Krieg ist ein besonders tragischer
Ausdruck zahlreicher kultureller und nationaler Gegensätze in einer Region, die
sich seit Jahrhunderten in Aufruhr befindet.
16. November: Die Blockade von Leningrad: Literarischer Abend mit
einer Filmdokumentation von Sergei Loznica. Peter Urban macht Ausführungen
zur 900-tägigen Blockade von Leningrad bei der über eine Million Menschen
starben. Er rezitiert aus dem von ihm übersetzten Gedichtband „
Blockade“ von Gennadi Gor, Dieser schrieb seine Gedichte während
der schrecklichen 900-tägigen Blockade.
4. Dezember: Ausstellungseröffnung: Moskauer Konzeptualisten: Erik Bulatov,
Ivan Chuikov, Ilya Kabakov, Eduard Gorokhovski, Viktor Pivovarov und Dmitiri
Prigov.
7. Dezember: Musik am Hofe von Katharina der Grossen: Russische
Barockmusik mit dem Ensemble Amaryllis. Ausführende: Jelena Bulavko
(Sopran/ Ausführungen zur Musik), Marina Belaya (Cembalo), Elena
Listratova (Barockgeige), Aleksandru Cebanica (Kontrabass).
Künstlerförderung
Wiederum wurde das KulturAtelier den verschiedensten Künstlern –
vor allem Musikern - als Übungsort zur Verfügung gestellt.
Jahresbericht 2007 |
Zu
den Zielsetzungen |
Im
Jahre 2007 feierte OKNO sein fünfjähriges Bestehen. Der Verein setzte seine Tätigkeit
der Vermittlung und Förderung
russischer Kultur sowie der Unterstützung des Dialoges zwischen russischer und
westlicher Kultur fort. Im Zentrum
der
Aktivitäten des Vereins stand nach wie vor die monatliche Veranstaltungsreihe.
Es ist erfreulich, dass neben
OKNO-Interessierten aus der Schweiz auch solche aus dem Süddeutschenraum die
Veranstaltungen besuchen.
Dank dem Apéro kommt nach den Anlässen zu lebhaften, angeregten Diskussionen.
Die Besucher fühlen
sich „wie zu Hause“.
Oberdorfstrassse 2 mit einer Einzelausstellung des bekannten russischen Künstlers
Eduard (Edik) Steinberg aus Moskau.
Bei zahlreichen Gelegenheiten traten russische und schweizerische
Kulturschaffende zusammen auf.
Kulturvermittelung
und Kulturförderung |
Der
Verein OKNO wirkte weiterhin als Anlauf- und Vermittlungsstelle für
Kulturschaffende, die Auftrittsmöglichkeiten
suchen sowie für Personen und Institutionen, die sich für die russische Kultur
engagieren bzw. kulturelle Anlässe mit
Schwerpunkt „Russland“ organisieren. Ein weiterer
Tätigkeitsbereich war die Pflege der seit Ende der 80iger Jahre
bestehenden Kontakte und die Anbahnung neuer Beziehungen zu russischen Künstlern.
Dank dem Internet wurde
die Kommunikation mit Russland zur Selbstverständlichkeit.
das KulturAtelier für viele Künstler zu einem beliebten und begehrten
Veranstaltungs-und Probenort wurde.
Mitglieder
und Besucher |
Der
Verein zählte rund 60 Mitglieder. Bei den Veranstaltungen verzeichnete OKNO gut
1000 Besucherinnen und
Besucher. Dies auch dank der Eröffnung des Ausstellungsraumes.
Veranstaltungsorte |
Es
fanden alle Anlässe an der Oberdorfstrasse 2 in Zürich statt. Der Ort über
den Dächern von Zürich mit Blick
in die Berge und über die Altstadt hat etwas Besonderes. Der helle lichte
Ausstellungsraum im 1. Stock
ergänzt die Veranstaltungsmöglichkeiten.
Organisation |
Vorstandmitglieder:
Andreas Cincera
(Musiker, Musikpädagoge)
Marina Karlin (Physikerin, Journalistin)
Arina Kowner (Kulturunternehmerin, Präsidentin)
Michail Schischkin (Schriftsteller)
Ulrich M. Schmid (Slavistikprofessor)
Maria Shevrekuko (Dozentin/Übersetzerin)
Jahresrechnung |
Film die neueste Animationskunst aus Russland, in der Musik die Werke der Komponistin
Galina Ustvolskaya
oder bei der Bildenden Kunst russische zeitgenössische Kunst. Höchst
aktuell war auch das Thema Russland
und Islam, welches Einblick gab in das zwiespältige Verhältnis zwischen der
russischen Politik, der Orthodoxie
und dem Islam, welcher nach dem Untergang der Sowjetunion in verschiedenen GUS
Staaten zum Teil wieder
intensiv gelebt wird und oft auch eine politische Dimension bekam.
-
22. 01. 2007 Daniel Schnyder Trio
– Worlds Beyond mit Daniel Schnyder
(Saxophon und Komposition),
Tomoko Sawano (Klavier) und Stefan
Schulz (Posaune). Der in New York lebende bekannte Schweizer Komponist
und Saxophonist bereitete OKNO mit seinem Trio einen fulminantern Jahresbeginn.
Das Programm und seine
Interpreten überschritten Länder- und Spartengrenzen: Ost und West, Klassik
und Jazz, Musiker aus der
Schweiz/USA, Japan und Deutschland fanden zusammen. Die grenzüberschreitenden
Kompositionen Schnyders
begegneten denjenigen des Russen Alexander Lebedev. Zudem war die
instrumentale Zusammensetzung sehr speziell.
-
04. 03. 2007 Das Dritte Rom – Ein
Mythos oder politische Realität? Vortrag von Dr.
Alexey Makhrov. Die
Theorie von Moskau als dem Dritten Rom wurde 1523/24 vom Mönch Filofei in einem
Brief konzipiert, indem er
astrologische Prophezeiungen einer neuen Sintflut widerlegte. „Zwei
Roms fielen, das Dritte Rom steht und das
Vierte wird es nie geben.“ Nach der Kirchenspaltung im 17. Jahrhundert
trat diese Vorstellung effektiv in Erscheinung
und wurde von den Altgläubigen übernommen. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts
wurde diese Theorie jedoch
als Grundlage der russischen Geschichte erklärt und führte zum Krieg von
1877/78, in welchem Russland beinahe
Konstantinopel eroberte. Der Vortrag zeigte, wie dieses Konstrukt auch im 20.
Jahrhundert von verschiedenen
Parteien für die Verwirklichung ihrer politischen Zwecke eingesetzt wurde und
auch heute als Thema aktuell ist.
-
31. 03. 2007 Zeitgenössische
Kammeropern aus St. Petersburg – „Nikolai“ von Mark Belodubrovski
und
„Kuprianov und Natascha“
von Sergei Oskolkov. Beide
Kammeropern sind für zwei Sänger Diana
Petrova
(Sopran) und Sergei Aprishkin
(Bariton) sowie für Klavier (Sergei Oskolkov),
Violine (Mark Belodubrovski) uns
Cello (Lev Sivkov) geschrieben.
Die Werke sind inspiriert von der Lyrik Daniil Charms und Aleksander Vveedenski;
beides Mitbegründer der Schriftsteller - und Künstlergruppe „Oberiu“, in
welcher das Alogische, Absurde und groteske
als Ausdruck der tiefen Tragik des Seins kultiviert wird.
-
22. 04. 2007 Neueste
Animationskunst aus Russland mit Otto Alder (Präsentation) und Maria
Shevrekuko
(Übersetzung). Es wurden acht Filme aus den Jahren 2003-2006 gezeigt, wovon
sechs Schweizer Premieren.
Das Animationsfilmschaffen hat eine lange Tradition in Russland. Die Anfänge
liegen vor der Revolution. Gemäss
dem Altmeister und Wegbereiter Fjodor Chitruk liegt die Faszination des
Animationsfilms in Folgendem:
„Ein Animator ist wie ein kleiner Gott: erst kreiert er eine Figur und dann haucht er ihr eine Seele ein.“
Trotz
engem politischem Umfeld und Zensur entstanden im Laufe der Jahrzehnte herrliche
Meisterwerke. Otto Alder
sprach über die aktuelle Situation in Russland und brachte u. A. sechs Filme,
die 2006 entstanden sind. Darunter
auch der Film „Moja Ljubov“ mit
dem Alexander Petrov den Oscar gewann.
-
12. 05. 2007 Die Künstlerfamilie
Pasternak – Literatur, Musik, Philosophie,
Malerei und Grafik. Mit dem
Slavistikprofessor Ulrich M. Schmid,
der Übersetzerin Christine Fischer und der Pianistin Tamara
Kordzadze.
Boris Pasternak (1890-1960) stammte
aus einer berühmten Künstlerfamilie Mokaus. Sein Vater Leonid
Pasternak war ein einflussreicher Maler und Graphiker. Seine Mutter Rosa Kaufman feierte Erfolge als
Konzertpianistin. Der junge Pasternak wollte zuerst eine Musikerlaufbahn
einschlagen, wechselte dann zur
Philosophie, welche ihn aber nicht erfüllte. Später als Schriftsteller erläutert
er dies in seinem Roman Doktor
Schiwago: “Meiner Meinung nach sollte Philosophie dem Leben und der Kunst
als Gewürz beigegeben werden.
Wer sich ausschliesslich mit Philosophie beschäftigt, kommt mir vor wie ein
Mensch, der nur Meerrettich ist.
“ Etwas weniger bekannt ist Pasternaks Lyrik und wer weiss schon, dass er 1936
Oden auf Stalin schrieb.
Christine Fischer trug aus dem von ihr übersetzten Gedichtband „Definition
der Poesie“ vor und Tamara
Kordzadze spielte Klavierkompositionen
von Boris Pasternak.
-
22. 05. 2007 Totschna goes
Odessa Eine
musikalisch-literarische Anspielung mit Sibylle
Aeberli
(Stimme/Gitarre), Lukas Heuss
(Klarinette/Sax/Stimme), Alexander Ionov
(Balalaika/Stimme) und Oleg
Lips Roumiantsev (Akkordeon/Stimme). Totschna pflegt seit Jahren den
russisch-schweizerischen musikalischen
Dialog. Zwei Musiker sind Schweizer, zwei Russen und entsprechend ist das
Programm. Das geschichts-
trächtige Musik- und Liedgut der lebensfrohen Vielvölkerstadt Odessa verbindet
sich mit schweizerischer Volks-
musik und Kurztexten des 1934 in Odessa geborenen Schriftstellers und Satirikers
Michail Schwanetzkij.
Totschna lässt mit ihrer szenisch interpretierten Musik das kosmopolitische und
lebensfrohe Odessa während
einer Weissen Nacht für das Publikum lebendig werden.
Einzelausstellung mit Werken des
russischen Künstlers Eduard (Edik) Steinberg aus der Sammlung
von Arina Kowner. Der 1937 in Moskau geborene Künstler gilt als einer der
wichtigsten Vertreter der Moskauer
metaphysischen Malerei. In seinen Arbeiten setzt er sich mit der Ikonenmalerei
auseinander und nimmt oft
Bezug zu Werken von Kasimir Malewtisch. Steinberg
verdiente seinen Lebensunterhalt in unterschiedlichen
Tätigkeiten, so als Arbeiter, Fischer oder Hauswart. Als er zeitweise „nur“
künstlerisch tätig war, wurde er
des Parasitismus angeklagt. So begann er 1967 für die Satirezeitschrift Wissen
ist Macht zu arbeiten. Die
Ausstellung zeigte ein breites Spektrum von Bildern aus den unterschiedlichen
Schaffensperioden Steinbergs
zwischen 1970 und 1992. 1988 nimmt er an der ersten „Sotheby’s Auktion in
Moskau teil. Ab Anfang der
90iger Jahre lebt und arbeitet er abwechselnd in Moskau, Paris und Tarusa.
-
16. 09. 2007 Russland und
Islam - Historische, kulturelle, literarische und
musikalische Annäherungen
an den Islam mit Ruslan Bazgiev (Islamwissenschafter), Marianne Herold (Historikerin), Ulrich M. Schmid
(Slavist) und Burhan Öçal
(Musiker). In Russland leben etwa 20 Millionen Muslime, hauptsächlich in
Tatarstan
und im Kaukasus. Das russische Misstrauen gegenüber dem Islam hat eine lange
Tradition und ist seit den
Tschetschenienkriegen der neunziger Jahre noch deutlich gewachsen. Islamophobe
Tendenzen lassen sich
bei vielen einflussreichen Intellektuellen beobachten, so auch bei Joseph
Brodsky und bei Alexander Solschenizyn.
Ruslan Bazgiev aus Tschetschenien, Ulrich Schmid und Marianne Herold zeichnen
die schwierige Präsenz des
Islam in Russland nach und weisen auf neueste Entwicklungen in Gesellschaft,
Kunst und Literatur hin.
Burhan Öçal begleitet die Ausführungen mit Musik, welche durch den Islam geprägt
wurde (Sufi).
-
18. 11. 2007 Troika – Abend
Die Troika in Literatur, Poesie, Musik und bildender Kunst mit Igor
Morosow
(Bariton), Boris Chnaider
(Klavier/Rezitation) und Maria Shevrekuko
(Lesung). Kaum ein Gefährt hat in der
russischen Kultur einen so nachhaltigen Niederschlag gefunden wie die Troika,
das Pferde-Dreigespann. Mit
seinem Roman „Die toten Seelen“
machte Nikolai Gogol die Troika vollends zum Symbol des russischen
Volkstums: „Ach meine Troika, mein Dreigespann, das wie ein Vogel dahinfliegt,
wer mag es wohl gewesen
sein, der dich erdacht hat? Nur von einem lebhaften, phantasiebegabten Volk
konntest du ersonnen werden
und nur in einem Lande, das ernst genommen werden will (…..). Stürmst nicht
auch Du, Russland, so dahin,
wie eine kühne Troika, die niemand einholen kann?“ Die Troika spielt sowohl
in der klassischen Musik als auch
in der Volksmusik eine überragende Rolle. Der wohlklingende, volle
Bariton Morosows, einfühlsam begleitet von
Boris Chnaider liessen uns durch die Weiten Russlands schweifen. Maria
Shevrekuko las aus den „Toten Seelen“
in Russisch und Deutsch.
-
09. 12. 2007 Galina
Ustvolskaya (1919 – 2006)
Gedenkkonzert und Hommage zum 1. Todestag der grossen
russischen Komponistin. Die Einführung
in diese komplexe Musik hielt Prof. Dr.
Laurenz Lütteken. Es spielte
das Ensemble Tzara mit
Gabrielle Brunner (Violine), Murat
Cevik (Flöte), Simone Keller
(Klavier), Moritz
Müllenbach (Cello), Martin
Sonderegger (Klarinette) und Tobias
de Stoutz (Tuba). Auf dem Programm stand:
Trio für Klarinette, Violine und Klavier (1949), Grosses Duett für Violoncello
und Klavier (1959) und Dona nobis pacem
für Piccoloflöte , Tuba und Klavier (1970/71). Letzteres ist ein sehr selten
gespieltes Werk, welches einzigartig ist
in seiner Radikalität und in seiner aussergewöhnlichen Besetzung. Galina
Ustvolskaya lebte und arbeitet in
St. Petersburg, wo sie am 22. Dezember 2006 starb. Ihre unglaublich starke Musik
hat etwas Archaisches.
Es ist eine Musik voller Zerrissenheit und doch bestimmt von religiöser
Hoffnung. Erst in den 90iger Jahren
wurden Teile dieser Musik im Westen bekannt. Galina Ustvolskaya gilt als die
geheimnisvollste russische
Komponistin, aber zugleich auch als die konsequenteste und kompromissloseste.
Gastveranstaltungen |
-
07. 06. 2007 27.
Ordentliche Jahresversammlung des Deutschschweizer Pen-Zentrums mit
anschliessender Lesung und Diskussion.
-
03. 07. 2007 Konzert
für den Gönnerverein des EOS Guitar Quartet.
Es spielten Marcel Ege, Martin
Pirktl, David Sautter, Michael Winkler Ausschnitte aus „El circulo màgico“,
einer Produktion entstanden in
Zusammenarbeit mit „Flamencos en route“.
-
11. 11. 2007 Ich fliege
mit Dir in das weite Land. Der
Anlass bot einen anregenden und bewegenden
musikalischen Streifzug mit Diana Petrova (Sopran), Tatjana
Massalova von Gunten (Klavier) und Isolina
Kobel-Belova (Volksballett). Die schöne Stimme Diana Petrovas kam voll zur
Geltung im abwechslungsreichen,
gekonnt zusammengestellten Programm mit russischen melancholisch-traurig schönen,
aber auch schwungvollen
Stadtromanzen von Bulakhow, Glinka,Gurilew, Rachmaninow, Rymsky-Korsakow,
Tschaikowskij, Varlamov und
Volksliedern.- Russische Volkstänze ergänzten das musikalische Programm.
„Freunde der Republik Moldova“ aus Anlass des 70. Geburtstages des Musikers,
der in seinem Land grosse
Anerkennung geniesst: 2007 wurde zum „Jahr des Komponisten Eugen Doga“
ernannt. Der Geehrte sprach
über sein Leben und seine Musik und spielte auch immer wieder aus seinem
reichen Repertoire vor. In einem
weiteren Umfeld ist Doga insbesondere als Filmmusikkomponist bekannt. Marina
Karlin führte ein Gespräch mit ihm.
Jahresbericht 2006 |
Zu den Zielsetzungen |
Im
Jahre 2006 setzte der Verein OKNO – Fenster zur Russischen Kultur seine Tätigkeit
der Vermittlung und Förderung
russischer Kultur sowie der Unterstützung des Dialoges zwischen russischer und
westeuropäischer Kultur fort. Im
Zentrum der Aktivitäten des Vereins stand nach wie vor die monatliche
Veranstaltungsreihe. Diese ermöglichte
dem
gemischten schweizerisch-russischen Publikum den Einblick in die verschiedensten
Facetten und Perioden der
russischen Kultur. An den Veranstaltungen nahmen Kulturschaffende aus Russland,
der Ukraine, Georgien, Deutschland
und der Schweiz teil. Bei zahlreichen Gelegenheiten ist es dem Verein gelungen,
russische und Schweizer
Kulturschaffende und Kulturinteressierte zusammen zu bringen. So entstanden auch
neue Projekte. Ein ungewöhnlicher
Anlass war das literarische Kurzgeschichten-Pingpong
der zwei verwandten Geister der leisen Ironie Franz Hohler
und Wjatscheslaw Kuprijanow. Zwei Jubiläen wurden besonders gefeiert: der 100.
Geburtstag von Dmitri
Schostakowitsch und der 75. von Sofia
Gubaidulina.
Kulturvermittelung und Kulturförderung |
Der
Verein OKNO wirkte des Öfteren als Anlaufstelle für Kulturschaffende, die
Auftrittsmöglichkeiten suchen sowie für
Personen und Institutionen, die sich für die russische Kultur engagieren bzw.
kulturelle Anlässe mit Schwerpunkt
„Russland“ organisieren.
Mitglieder und Besucher |
fanden die Anlässe ausschliesslich in den Räumlichkeiten des KulturAteliers an
der Oberdorfstrasse 2 in Zürich statt.
Der Ort über den Dächern von Zürich hat eine besondere Anziehungskraft.
Organisation |
Vorstandmitgliedglieder:
Andreas Cincera
(Musiker, Musikpädagoge)
Marina Karlin (Physikerin, Journalistin)
Arina Kowner
(Kulturunternehmerin, Präsidentin)
Michail Schischkin (Schriftsteller)
Ulrich M. Schmid (Slavistikprofessor)
Sabine Witt (Kulturjournalistin)
Jahresrechnung |
Mit
der Zuwendung von CHF 59’000.-- durch Arina Kowner konnte ein Ergebnis von CHF
2848.12 erreicht werden.
Veranstaltungen |
Im
Jahre 2006 wurden zwei Jubiläen begangen, nämlich der 100. Geburtstag des
Komponisten Dmitri Schostakowitsch
sowie der 75. der Komponistin Sofia Gubaidulina. - Ebenfalls gewürdigt wurde
– in Zusammenarbeit mit der Botschaft
der Russischen Föderation - der Tag der Frau. Dies mit einer Fotoausstellung
der Stellung der Frau in Russland und
zeitgenössischen Kompositionen von Frauen. Jungen russischen Musiktalenten aus
St. Petersburg wurde die
Möglichkeit gegeben, ihr Talent einem Publikum in der Schweiz zu präsentieren.
Wie bereits 2005 fanden auch
im letzten Jahr verschiedene literarisch-musikalische Veranstaltungen statt.
Zwei Abende wurden der Poesie gewidmet.
Ralph Dutli gestaltete einen Abend mit seinen Neuübersetzungen von Gedichten
von Joseph Brodsky und die zwei
wesensverwandten Lyrikerinnen Ilma Rakusa und Vera Petrova führten einen
lyrisch-musikalischen Dialog.
Eine nähere
Beschreibung der einzelnen
Abendveranstaltungen finden Sie im Folgenden aufgelistet:
- 22. 01. 2006 Hommage
an Dmitri Schostakowitsch und Sofia Gubaidulina -
2006 fand das 100- Jahre-Jubiläum
des grossen sowjetischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) statt
und Sofia Gubaidulina (*1931),
eine führende Vertreterin der sowjetischen Neuen Musik, feierte ihren 75.
Geburtstag. So begann OKNO das
Jubiläumsjahr mit einer Hommage an die beiden Komponisten. Die russischen
Musiker Alexander Neustroev
(Cello), Dmitri Demjashkin (Klavier)
und Oleg Lips-Roumiantsev (Bajan)
interpretierten In Croce, Präludien und
De Profundis von Sofia Gubaidulina und die Cellosonate d-moll, op. 40 von Dmitri
Schostakowitsch.
- 19. 02. 2006 Iwan
Bunin – verfluchte Tage. Ein Revolutionstagebuch
- Die renommierte Übersetzerin
russischer Literatur Dorothea
Trottenberg las aus dem von ihr übersetzten und im Herbst 2005 im Dörlemann-Verlag
erschienenen Band von Iwan Bunin. Darin sind seine autobiografischen
Erfah-rungen aus den Jahren 1918-19 im
revolutionären Russland festgehalten. Bunins ablehnende Haltung gegenüber der
Revolution kommt in diesem
Buch unverhüllt zum Ausdruck. Die
georgische Pianistin Tea Chkuaseli begleitete
gekonnt den Abend am
Klavier und dies mit Werken von Komponisten, die wie Bunin ganz oder teilweise
im Exil lebten (Igor Strawinsky,
Sergei Rachmaninow und Sergei Prokofjew).
der Russischen Föderation eine Vernissage des russischen Fotografen Viktor
Kiselev mit einer Bilderserie, welche
russische Frauen in drei Lebensphasen und in drei sehr unterschiedlichen
gesellschaftlichen Situationen zeigte. Im
musikalischen Teil des Abends spielte die junge Schweizer Pianistin
Simone Keller ungemein ausdrucksstarke
Werke der grossen und im Westen kaum bekannten russischen Komponistin Galina
Ustvolskaya (geb.1919) sowie
Klaviermusik von zeitgenössischen Schweizer Komponistinnen - Katharina
Rosenberger (geb. 1949) und
Maria Niederberger (geb. 1971).
- 30. 04. 2006
Sofia
Gubaidulinas Galgenlieder (1966) - wurden im Theater Rigiblick gespielt und
zwar im Rahmen
der Veranstaltungsreihe zum 100. Geburtstag von Paul Sacher. Dies, da die Werke
der russischen Komponistin in der
Stiftung Paul Sacher vertreten sind. Der 15-teilige
Zyklus für Stimme (Verena Barbara
Gohl), Kontrabass
(Andreas Cincera) und Schlagzeug (Ivan
Manzanilla) basiert auf den Texten des gleichnamigen Gedichtbandes
Christian Morgensterns. Die Musik interpretiert und reflektiert die
vielschichtigen Bedeutungsebenen der Texte und
findet in theaterähnlichen Szenen eine neue Form. Die Galgenlieder sind ein
Spiel mit der Sprache, entsprechend
sind die vielfältigen expressiven Klangbilder der sehr differenzierten
Musik.
- 12. 05.
2006 OKNO
Vereinsversammlung -
Diese hat gemäss Statuten zweijährlich zu erfolgen.
Anschliessend fand
der äusserst interessante Vortrag des Vorstandsmitgliedes Ulrich M. Schmid
statt.
Nach dem Komsomol - Politische
Konzeptkunst unter Putin - Der Vortrag behandelte die Jugendpolitik
des Kremls der letzten Jahre mit ihren Bemühungen, eine patriotische und
regierungstreue Jugendorganisation zu
schaffen, die innerhalb der russischen Gesellschaft für ein loyales politisches
Klima sorgen soll. Nach verschiedenen
Misserfolgen einer traditionellen Jugendpartei und der skandalträchtigen
Bewegung „Gemeinsamer Weg“ wurde 2005
mit beträchtlichen finanziellen Mitteln vom Kreml die streng hierarchische
Organisation „Die Unsrigen – Naschi“,
mit
ihren dem sowjetischen Komsomol sowie der konzeptualistischen Kunst der 70iger
und 80iger Jahre entnommenen
Strukturen, ins Leben gerufen.
- 28. 05. 2006 Was
singt der Vogel im Käfig? Hin- und Her- Lesung mit Franz Hohler und
Wjatscheslaw
Kuprijanow - Zwei Meister des
Genres spielten sich Kurzgeschichten zu. Ihr Blick auf die Skurrilitäten des
Lebens
und ihre Fähigkeit, diese in kurzen Texten darzustellen, macht sie zu
„Urenkeln“ von Daniil Charms. Franz
Hohler,
der „ phantastische Realist“ antwortete auf die Texte des „Anit-Utopisten“
Wjatscheslaw Kuprijanow mit eigenen Texten
und trug einige schweizerdeutsche Übersetzungen von Gedichten Kuprijanows vor.
Es war ein künstlerischer Wettstreit
mit erfolgreichem Ausgang.
Hände gestalteten den weiblichen Klaviermarathon mit russischer Klaviermusik
aus zwei Jahrhunderten von der Romantik
bis zur Avantgarde. Es spielten Elina
Kaikova, Tamara Kordzadze, Kristine Stutidze, Tea
Chkuaseli und Simone
Keller. Sie interpretierten Werke von Mussorgskij, Tschaikowsky,
Rachmaninow, Skrjabin, Strawinsky und Ustvolskaya
für zwei, vier und sechs Hände. Die
Musikerinnen aus Russland, Georgien und der Schweiz gestalteten diesen höchst
anregenden und spannungsreichen Anlass. Da zwei Musikerinnen Stipendiatinnen der
Lyra Stiftung waren, wurde deren
Honorar von der Bank Vontobel AG unterstützt.
- 01. 10. 2006 Das
Gesamtkunstwerk in der russischen Avantgarde: Prosagedicht, Grafik, Film
- Die Schweizer
Slavisten Ulrich M. Schmid
(Ruhr-Universität Bochum) und Adrian J.
Wanner (Pennsylvania State University) zeigten
anhand von unterschiedlichen Werken, darunter dem Prosagedichtalbum Klänge
von Wassily Kandinsky, wie sich die Idee
des Gesamtkunstwerkes in der russischen Avantgardekunst konkret manifestiert.
Insbesondere wurden auch Entwicklungs-
linien aufgezeigt, die von der Avantgarde zur Gegenwartskunst führen. Die
multimedialen Vorträge wurden von einer Ausstellung
mit Werken des Moskauer Künstlers Eduard
Steinbergs (*1937) begleitet, einem der grossen Vertreter der sowjetischen
in-
offiziellen Kunst der 60iger – 80iger Jahre des 20. Jahrhunderts.
- 29. 10. 2006 Junge
Klassik-Virtuosen aus St. Petersburg
- Sechs Kinder und Jugendliche aus dem Lyzeum am Konser-
vatorium St. Petersburg spielten im Rahmen einer Schweizer Konzerttournee,
organisiert und unterstützt von der Stiftung
St. Petersburg (CH), im KulturAtelier. Eine Begegnung mit
jungen Musiktalenten ist immer ein besonderes Erlebnis. Es
musizierten mit einem abwechslungsreichen, vielseitigen Programm Daria
Korotkova (11 Jahre, Klavier), Elizaveta
Tjun
(11 Jahre, Violine), Anna Markova (16
Jahre, Klavier), Kirill Tatschenko
(17 Jahre, Cello), Sergei Dogadin
(18 Jahre, Violine) und Stanislav
Tschernyshev (18 Jahre, Klarinette). Die Musikpädagogin
Elena Djakova
begleitete sehr einfühlsam die Jugendlichen auf dem Klavier. Die Konzerttournee
wurde von der kompetenten
Lyzeumsdirektorin Valentina Fedossejeva betreut.
- 19. 11. 2006 Was
braucht es für ein Wunder?
- Der renommierte Übersetzer Ralph Dutli
gestaltete einen Abend mit
seinen Neuübersetzungen von Gedichten
Joseph Brodskys (1940 – 1996) aus dem Band „Brief in die Oase“ (2006).
Zehn Jahre nach Brodskys Tod erschien mit diesem Band die bisher umfangreichste
deutschsprachige Sammlung von
Gedichten des russisch-amerikanischen Lyrikers, Essayisten und
Literaturnobelpreisträgers, eine repräsentative Auswahl
aus allen seinen Gedichtbüchern von 1970 bis 1996. Ein besonderer Schwerpunkt
lag auf den hierzulande noch gänzlich
unbekannten testamentähnlichen Werken aus Brodskys letzten Lebensjahren. „Wer
Brodskys Lyrik in Dutlis kongenialer
Übertragung liest, taucht in eine poetische Sprachwelt ein, die den Sinn nicht
auf den Begriff reduziert, sondern eine eigene
Lautwahrheit begründet (NZZ).“
-
03. 12. 2006 Vera Pavlova und Ilma Rakusa im lyrisch-musikalishen Dialog - Zwei
wesensverwandte Lyrikerinnen
trafen sich im KulturAtelier und tauschten Poetisches und Musikalisches aus. Die
Schriftstellerin, Übersetzerin und Publizistin
Ilma Rakusa stellte Vera Pavlova vor. Die bekannte Moskauer Lyrikerin gehört
der jungen Generation der „Dichterzunft“
(Cech poetov) Russlands an und führt zugleich eine grosse Tradition der
russischen Dichterinnen des 20. Jahrhunderts fort,
vor allem jene Marina Zwetajewas. An diesem Abend standen Liebesgedichte im
Mittelpunkt. Vera Pavlova las eine Auswahl
von Werken aus den letzten zwei Jahrzehnten. Ilma Rakusa trug die Übersetzungen
ins Deutsche vor und antwortete mit
eigenen poetischen Texten aus den Bänden“ Ein Strich durch alles“ und“
Love after Love“. Die Lesung wurde
durch
Vokalmusik Tschaikowskjis und Purcells begleitet (Stimme –
Vera Palova, Klavier
- Ilma Rakusa).$
Fremdveranstaltungen |
- 17./18. 06. 2006 Der
Verein Detskij Gorodok veranstaltete im KulturAtelier für Kinder und
Jugendliche eine zweitägige
Veranstaltung mit zwei bekannten russischen Kinderschriftstellern Eduard
Uspenskij und Andrej Usachev.
-
22. – 24. 06. 2006 Workshop
von Frau Corina Peter über Hawaiianische
Kultur und Sprache mit Kahu
Kapi’ioho’okalani Lyons Naone. Er kommt aus Kipahulu, Maui, Hawai’i,
ist ein hawaiianischer Kahuna, und lehrt
eine alte urhawaiianische Heilmethode, die Iluna A’e heisst und seit vielen
Generationen innerhalb seiner Familie
weitergegeben wurde.
Gastveranstaltungen |
-
07. 07. 2006 Konzert für
den Gönnerverein des Eos Guitar Quartet mit den
Musikern Marcel Ege, Martin Pirktl,
David Sautter, Michael Winkler. Programm nach Ansage.